Im eigenen Land zählt der Prophet bekanntlich nicht sehr viel. Schon gar nicht in der heimischen Eishockey-Liga. Eine Erkenntnis, die auch Florian Iberer erlangen musste. Wobei, als Prophet will er sich ja gar nicht sehen. Sondern vielmehr als jemand, der als heimischer Akteur entscheidende Akzente für die Offensive setzen kann. Mit einem KAC-Meistertitel 2013 in der Vita sowie Sichtweisen über dem Tellerrand. Eben dank Gastspielen in Nordamerika (UHL, IHL und ECHL), der DEL 2, der Allsvenskan und zuletzt Polen.

Wie bei anderen seiner österreichischen Kollegen ließen die Vienna Capitals den Vertrag des Grazers mit Saisonende auslaufen. Obwohl der Verteidiger bei den Wienern in Vorsaison 38, und zuletzt 29 Scorerpunkte gesammelt hatte. Offenbar zu wenig für den Klub aus Kagran. Auf Eigeninitative schaffte es Iberer bei Cracovia Krakau, dem polnischen Meister und CHL-Teilnehmer ein Kurzzeit-Engagement zu erhalten. "Ein toller Klub", attestiert er. Die Polen zeigten sich mit den bisherigen Leistunge zufrieden und hätten ihn gern bis Saisonende behalten. Doch Iberer blieb nicht untätig und kehrt nun, auch dank eines rot-weiß-roten Spielernetzwerkes, acht Jahre nach seinem letzten Gastspiel für die Kalamazoo Wings (IHL) auf den nordamerikanischen Markt zu den Reading Royals zurück. Es ist das ECHL-Farmteam der Philadelphia Flyers.

Keine professionelle Liga

Dabei kommt Iberer ausgerechnet ein eher fragwürdiger Umstand zu Gute: Das geringe Ansehen der österreichischen Eishockey-Liga auf internationalem Terrain. "In der ECHL (East Coast Hockey League, Anm.) erfolgt eine grobe Unterteilung in Veterans und Rookies. Von ihnen darf nur eine begrenzte Anzahl im Kader aufscheinen. Für diesen Status benötigt es jedoch eine gewisse Anzahl an Spielen in einer professionellen Liga. Der EBEL wird dieser Status aber gar nicht anerkannt", erklärt der 33-Jährige, der somit durch das Regulativ rutscht. Das war es aber schon mit den Gastgeschenken.

Denn der Grazer, der bereits drei Saison in den USA engagiert gewesen ist, weiß, worauf er sich einlässt. "Wer nicht seine Leistung bringt oder das, was von ihm erwartet wird, ist ganz schnell weg vom Fenster", schildert Iberer. Warum er sich das Ganze dennoch antut? "Es wird kein Honigschlecken, das ist klar. Aber ich habe während meiner gesamten Karriere gezeigt, dass ich unter Druck zu starken Leistungen fähig bin. Der bequeme Weg wäre gewesen in Krakau zu bleiben. Sie haben mir ein attraktives Angebot gelegt." Damit wird sein letzter CHL-Auftritt für Cracovia am 10. September bei Färjestads sein.

Erinnerungen und Pläne

Erinnerungen an seine Zeit in Nordarmerika hat der Grazer genug. Für die wohl Prägendste dürfte Davis Payne (späterer NHL-Headcoach sowie Co-Trainer und Stanley-Cup-Sieger 2014 mit LA Kings, Anm.) verantwortlich sein: "Es war mein zweites Jahr und eine der ersten Partien für die Alaska Aces. Nach dem Spiel kam Payne zu mir. Er fragte mich, wie ich mit meiner Leistung zufrieden sei. Ich machte den Fehler und antwortete ihm: 'Eh gut, oder?' Schließlich hatte ich ein paar gute Offensiv-Aktionen gesetzt und Punkte gesammelt. Er aber antwortete: 'Noch so ein Spiel und du kannst die Sachen packen.' Ich war eigentlich nämlich in der dritten Reihe für den defensiven Part zuständig", erzählt Iberer schmunzelnd und fügt hinzu: "Angesichts seiner späteren Erfolge hatte er wohl Recht."

Der Verteidiger hat trotz eines weiteren ECHL-Angebotes bewusst auf die Royals gesetzt. "Die Truppe soll gut besetzt sein. Ich würde gerne wieder mit einer Mannschaft gewinnen. Endgültig wissen, wie der Kader aussieht, wird man allerdings erst, wenn die NHL-Camps vorbei sind." Dass mit Larry Courville ein alter Bekannter Iberers bei den Reading Royals hinter der Bande das Sagen, kann nur eine positive Begleiterscheinung sein.

Im Hinterkopf hat der Ex-Team-Spieler jedoch noch einen anderen Plan: "Es geht mir nun nicht ausschließlich um meine aktive Karriere. Irgendwann möchte ich als Trainer arbeiten. Die ECHL ist neben Ligen in Schweden und Finnland das beste Umfeld, wo man viel über Eishockey lernen kann."

Solche Referenzen sollten dann auch in der Heimat anerkannt werden.