Das Bozner Wunder, im zweiten Finaleinzug seiner EBEL-Geschichte zum zweiten Mal gegen Salzburg Meister zu werden, hat viele Helden. Mit dem 3:2-Sieg in Spiel sieben in der Mozartstadt hat auch einer von ihnen, nämlich Kapitän Alexander Egger, nach 18 Saisonen sein letztes Spiel gemacht und durfte gleichzeitig noch einmal den Pokal stemmen: "Das ist eine unglaubliche Geschichte. Wir waren ganz unten und jetzt sind wir ganz oben", strahlte Egger nach der Schlusssirene und spricht zugleich das an, was den Titel doch auch so unfassbar macht. Unter Pat Curcio war die Mannschaft Letzter, als Meistermacher Kai Suikkanen am 28. November übernahm, trennten das Schlusslicht ganze 42 Punkte von Leader Wien, der dann im Halbfinale mit 4:1 Siegen eliminiert werden sollte. "Das ist auch ein Punkt, der zeigt, wie sehr wir das verdient haben. Wir haben die Top-Gegner Klagenfurt, Meister Wien und Salzburg geschlagen. Das schafft man mit Glück nicht", war sich Suikkanen im Interview mit ServusTV nach dem Spiel sicher.

Offensive gewinnt Spiele,...

...Defensive gewinnt Meisterschaften. Diesen, vor allem aus dem Fußball bekannten Spruch, machte sich der finnische Übungsleiter wohl zum Motto. Er verpasste seinem Team ein perfekt sitzendes Defensiv-Korsett, aus dem man sich mit viel Disziplin bis zum Triumph nicht löste. Vorne sorgten Individual-Künstler wie Mike Halmo, Dominic Monardo, Alex Petan oder Mike Angelidis für die wichtigen Tore. Diese waren teils so zauberhaft verwertet, dass so manchem Zuschauer der Jubelschrei vor Erstaunen im Hals stecken blieb. "Vor allem die Defensiv-Aufstellung mit vier Verteidigern in der eigenen Zone bereitete uns heftige Probleme. Auch ihre Unterzahl-Formationen zogen uns öfters den Nerv", muss auch Salzburg-Kapitän Matthias Trattnig gestehen. Suikkanen musste selbst zugeben, damals nicht an ein Finale gedacht zu haben: "Wir wollten besser werden, Struktur hineinbringen. Da wussten wir, dass es fürs Playoff reichen kann, wenn das gelingt. Und dann haben wir unsere eigene Geschichte geschrieben."

Und wenn die Gegner im Playoff doch einmal bis vor das Tor kamen - zumeist ließ man ja nur Schüsse von außen zu und putzte die Rebounds sauber vor dem Kasten aus - dann hieß die Endstation zu rund 93 Prozent Pekka Tuokkola, der ebenso viele gegnerische Schüsse im Playoff entschärfen konnte. "Es war eine unglaubliche Finalserie, die wohl am härtesten umkämpfte, die ich gespielt habe", sagt der finnische Keeper, der schon einen finnischen Titel in der Tasche hat. Für die kommenden Stunden und Tage kündigt der stoisch ruhige Rückhalt nur eines an: "Jetzt wird erst einmal gefeiert."

Feiern ist, so der Volksmund, ja etwas, was der Finne gut kann. So wird Tuokkola wohl auch mit Trainer Suikkanen das eine oder andere Getränk zu sich nehmen. Doch ob Suikkanen auch kommende Saison in Italien jubeln wird können? "Schauen wir einmal, ich hoffe es", schmunzelt er. Wie jedes Jahr wird Bozen wohl auch in diesem Sommer einen spielerischen Aderlass und viele Neuzugänge erleben. Leistungsträger verlassen die Südtiroler, die sich neben Wien und Salzburg auch für die Champions Hockey League qualifiziert haben, traditionell schnell wieder. Doch die Füchse wären nicht die Füchse, wenn ihnen und Klub-Chef Dieter Knoll nicht auch heuer wieder etwas einfallen würde.