Am österreichischen Arbeitsmarkt ist es mittlerweile üblich in einen zweiten Bildungsweg zu investieren. Einfach um das Risiko zu minimieren, plötzlich mit leeren Händen dazustehen. Eishockey-Profis bilden dabei keine Ausnahme. Schon gar nicht wenn sie einen österreichischen Pass besitzen und das kritische Alter von 24 Jahre passieren. In der heimischen Eishockey-Liga EBEL beginnt zu diesem Zeitpunkt die Punkteregelung zu greifen. Jeder Crack wird dann objektiv bewertet. Das Maximum an Punkten eines Klubs darf die 60er-Marke nicht überschreiten. Ursprünglich wurde sie eingeführt, um U24-Spieler, die das Kontingent noch nicht belasten, zu bevorzugen. Wie immer weicht die Praxis von der Theorie ab.

Älterer Semester sind nun gezwungen zu improvisieren. Ob würdevoll oder nicht spielt längst keine Rolle mehr. Andre Lakos hielt sich in Wien bei einem Hobby-Verein in Form, ehe er von Znaim verpflichtet worden ist. Ex-Capitals-Verteidiger Florian Iberer versucht sich nun über ein Engagement in Polen zu empfehlen. Für andere wie Sven Klimbacher, Thomas Pöck, Philipp Pinter, Bernd Brückler, Gerhard Unterluggauer oder David Schuller scheint das Karriereende näher als eine Fortsetzung. Sie klammern sich an die Hoffnung, dass sich bei heimischen Klubs ihre importierten Nachfolger als Leermeldungen entpuppen und eine spätere Verpflichtung akut werden könnte.

Vertrag ausgelaufen

Der Wiener Robert Lembacher (zählt 2,5 Punkte) dürfte mit seiner Profi-Karriere mittlerweile abgeschlossen haben. Zu einem Zeitpunkt, dem das beste Eishockey-Alter attestiert wird: mit 27 Jahren. Einst als hoffnungsvoller Prospect nach Schweden gewechselt (2008/09: Lulea, Pitea) kehrte er ein Jahr später bereits nach Österreich zurück. Über Salzburg, Graz (und Kapfenberg) spielte er die vergangenen drei Saisonen für Dornbirn. Oder schien zumindest in deren Kader auf. Meist erhielten Imports den Vorzug gegenüber dem Linksschützen, der stets mit viel Kämpferherz ins Geschehen eingegriffen hatte. Doch mit Saisonende 2015/16 war sein Vertrag bei den Vorarlbergern ausgelaufen.

Woran haperte es? Vermutlich zu wenig zählbares, was ein Blick auf seine statistischen Werte offenbart. Jedoch wenig verwunderlich für jemanden, der nur sporadisch in den hinteren Formationen in den Eisrink geschickt wird. Laut einem Bericht von hockey-news.info wird Lembacher zukünftig als Spielertrainer bei den WEV Lions in der Wiener Liga fungieren. Einer reinen Hobby-Liga. Paradox für einen Eishockey-Spieler, der im April noch bei der B-WM in Kattowitz (Polen) im österreichischen Nationalteam aufgeboten worden ist.

Schuldfrage

Doch die alleinige Schuld der Punkteregelung zuzuschieben wäre etwas zu einfach. In vielen der heimischen Klubs fehlt ein rot-weiß-rotes Bekenntnis. Es dürfte teilweise auch an Fachkompetenz mangeln. Einigen EBEL-Vertretern bleibt somit gar nichts anderes übrig, ihren Übersee-Trainern aufs Wort zu gehorchen und sich mehrheitlich dem nordamerikanischen Markt zu widmen. Dass Österreicher teurer sind als Drittklassige, meist Viertklassige Legionäre ist eine Mär, die Klubs gerne und lautstark verbreiten. "Verpokert" wird im gleichen Atemzug propagiert.

Viele der aktuell vertragslosen Österreicher beteuern hingegen, dass es überhaupt nicht zu Verhandlungen über Gehaltssummen kommt. Und exorbitant hohe Summen traut sich ohnehin niemand mehr zu fordern.

Ob Lembacher in der EBEL eine große Lücke hinterlässt? Eher nicht. Ob Lembachers Position im Nationalteam schwer nachzubesetzen ist? Darüber kann man streiten. Eines ist aber gewiss: In Zukunft werden gewissenhafte Eltern mit ihren Söhnen ausführlich diskutieren, ob es sinnvoll ist, den Weg ins Profi-Eishockey nachzujagen oder stattdessen lieber in die Ausbildung zu investieren. Das mag zwar für den österreichischen Arbeitsmarkt ein Lichtblick sein. Für das österreichische Eishockey ist es exakt das Gegenteil davon.