Es war gut, Daniel Welser Mittwoch in der Red-Bull-Akademie in Salzburg-Liefering zu treffen. Er war putzmunter, sagte auch: „Äußerlich merkt man mir wohl nichts mehr an.“ Doch er habe noch „geringe“ Defizite beim Halten des Bestecks, beim Schreiben, bei Kleinigkeiten des Alltags.

Doch im Prinzip ist Daniel Welser, der neunfache ÖEHV-Meister (drei Mal KAC, sechs Titel als Salzburger), sechsfache A-WM-Teilnehmer, Olympiateilnehmer in Sotschi, zweijährige Schweden-Legionär in Skelleftea wieder gesund.

Das war nach dem dramatischen Einschnitt in seinem Leben am 18. September, als er abends einen Schlaganfall erlitt, nicht selbstverständlich. Welser sagte dazu: „Erst in der Reha, als ich Menschen im Rollstuhl traf, wurde mir bewusst, dass ich viel Glück hatte.“

Der gebürtige Klagenfurter, der am 16. Februar 35 Jahre alt wird und seit 2007 in Salzburg lebt, für die Red Bulls in über 500 Pflichtspielen auf dem Eis stand, schilderte diese Stunden fast emotionslos, als „Glück im Unglück“. Er verspürte vier Tage zuvor, nach dem verlorenen Heimspiel gegen die Caps, einen Druck im Kopf, bekam Sehausfälle, verspürte Symptome einer Gehirnerschütterung. Ließ das Heimmatch gegen den KAC am Sonntag aus. Die begonnene Therapie schien zu greifen. Montagabend bearbeitete er Bilder am Laptop, verspürte plötzlich eine Art Stromschlag im Ohr und Schwindel: „Da wusste ich gleich, das war etwas Ernstes.“

Er schleppte sich zu Gattin Ulrike in die Küche, brach zusammen. Die Rettung brachte ihn ins LKH, wo Teamarzt Gerhard Oberthaler wartete – und die Situation richtig einschätzte, ihn in die Doppler-Klinik überstellen ließ. Notoperation, eine Woche Intensivstation, die Lähmung der linken Seite verschwand langsam. „Dienstagvormittag war ich ziemlich gut drauf, doch dann wurde es rapid schlechter. Erst am folgenden Samstag ging es wieder bergauf.“

Es begann die lange Zeit der Therapie, der Reha – bis 6. November. Welser: „Meine Ziele sind noch nicht zu 100 Prozent erreicht, aber die Fortschritte sind konstant und gut.“ Die Therapie gehe zuhause weiter. Im Dezember und im März wird es weitere Untersuchungen geben, vor allem wegen eines noch etwas problematischen Gefäßes. Er wird weiter Mittel zur Blutverdünnung nehmen.

Große Anteilnahme der Eishockeyfamilie

Von der Chronologie des Geschehenen schwenkte Welser zum Dank über: An die Familie mit Ulrike und den beiden kleinen Töchterchen, den Schwiegervater, der ihn beim Hausbau „ersetzte“, das Klinikpersonal und besonders Vereinsarzt Oberthaler, die Clubführung und die Kameraden: „Ich bekam so viel Zuspruch, von ehemaligen Trainern wie Samuelsson, Siitarinen, Pagé, Jackson, Holst bis zu den Mitspielern, Gegnern von früher oder jetzt, der EBEL-Organisation und aus dem Verband. Es war schon augenöffnend, was mir da passierte“, erklärte Daniel leise. „Es hätte viel schlimmer kommen können.“ Die Gehirnerschütterungen in seiner Laufbahn vermutet er nicht als Ursache, er glaubt eher, „der Zusammenstoß mit Matthias Trattnig im Halbfinale gegen den KAC – da könnte etwas ausgelöst worden sein.“

Das 0:4 gegen die Capitals am 14. September war sein Abschied als Aktiver. „Doch ich werde diesem Sport erhalten bleiben. Auch wenn die Zukunft noch offen ist.“

Die Weichen sind gestellt. „Am 26. Oktober war ich wieder in der Eishalle und sprach mit Manager Stefan Wagner.“ Der weiß, dass ein Urgestein wie Daniel für den Club erhalten bleiben muss. Nach der im Juni abgeschlossenen Trainerausbildung (aus heutiger Sicht: rechtzeitig) wird Welser ab Sommer 2018 in den Trainerstab in der Nachwuchsakademie integriert werden. Wagner: „Unsere Tür steht ihm offen.“

Erste Trainer-Strategie

Und Daniel Welser weiß auch schon die erste Strategie, die er als Nachwuchstrainer anwenden würde – vielleicht etwas überraschend für die Salzburger Fans: „Als mich Pierre Pagé zum Verteidiger umstellte, war ich natürlich überrascht. Aber dann sah ich das Spiel aus der anderen Perspektive, lernte das Verhalten von Defendern und Stürmern neu einzuschätzen. Ich würde auch dem Nachwuchs sagen: Jeder muss jede Position spielen können.“ Five players, no position – das ewige Credo von Pierre Pagé…

Mit welchen Mitspielern er sich am besten verstanden hätte? „Uiii, ganz schwierig zu sagen. Mit sehr vielen jedenfalls.“ Spontan fielen ihm ein: „Artursson, Banham, Mertzig, Strömwall, MacLean, Beach, Latusa.“ Der Trainer, von dem er am meisten profitierte, sei Tommy Samuelsson in den Jahren in Skelleftea gewesen (2005-07). Welser: „Der Club war damals in der Allsvenskan, der zweiten Liga, und wir schafften den Aufstieg. Dorthin zu gehen war trotz eines Angebots von Jyväskylä in der ersten finnischen Liga richtig. Tommy war immer geradlinig, sehr ruhig und hatte ein enormes Fachwissen.“ Auch von dessen Landsmann Lars Bergström habe er beim KAC und im Nationalteam sehr viel gelernt.

Welser meinte abschließend. „Ich wollte immer bis 35 spielen. Hätte mich fit für noch länger gefühlt. Jetzt kommt das Karriereende doch ein wenig früher.“

Pate für krebskranken Jung-Bullen

Doch der jetzt wieder Glückliche setzt sich sofort für einen ein, der weniger glücklich ist: In der U10 der Red Bulls ist ein Bub an Krebs erkrankt. Für Aurelius hat Welser, die Nummer 20 der Eisbullen, die Patenschaft in einer Spendenaktion übernommen: mit dem Vitaclub gibt es für 20 Euro Spende 20 Tage Gratistraining in diesem Studio. (Details: https://ecrbs.redbulls.com/move-around-world).

Einen Dank des EC RBS an Welser wird es auch geben: „Daniel wird zum Saisonstart 2018 gewürdigt. Und die Nummer 20 wird von uns nicht mehr vergeben werden“, erklärte Wagner. Eine gute Gelegenheit für die Red Bulls, mit „retired numbers“ endlich große Leitfiguren zu würdigen.