Auf seine Goalie-Maske bei den Iserlohn Roosters in Deutschland ließ Mathias Lange die österreichische Fahne lackieren. Die Heimat quasi symbolhaft stets im Hinterkopf. Doch das zugehörige Trikot mit dem Adler auf der Brust zu tragen, wird ihm heuer bei der Eishockey-WM in Prag vorenthalten. Denn Teamchef Daniel Ratushny hat Lange kurzerhand aus dem "Team Austria" aussortiert. Hinsichtlich des tatsächlichen Grundes widersprechen sich die Protagonisten. Seitens ÖEHV wird eine Termindiskussion genannt. Lange behauptet, dass der Verband sein Flugticket nicht bezahlen will. Bei näherer Betrachtung entsteht somit eine Geschichte, die bei objektiven Beobachtern für Stirnrunzeln sorgt.

Platz verwehrt

Die offizielle Version liest sich folgendermaßen: Vor zwei Wochen ist Lange mit Iserlohn im DEL-Play-off ausgeschieden. Der 29-Jährige glänzte während des Grunddurchganges mit 92,5 Prozent an gehaltenen Schüssen, avancierte damit zu einem der stärksten Keeper in Deutschlands höchster Liga. Doch der Verband sagte ihm überraschend ab: „Wir haben uns im Trainerteam und mit Sportdirektor Alpo Suhonen verständigt, dass Mathias Lange diese WM nicht spielen wird“, lässt der Kanadier, hauptberuflich Salzburg-Trainer, wissen. Ihm fehle bei Lange die Begeisterung, für das Team Austria zu spielen. Ratushny: „Es sollte Privileg und Ehre zugleich sein. Er hatte eine schwierige Saison, das Timing passt nicht.“

Langes Ausführung klingt völlig konträr. Zudem widerspricht der Goalie seinem Teamchef vehement. „Wer mir mangelnde Einstellung nachsagt, lügt und beschädigt meinen Ruf“, poltert Lange. Timing dürfte aber ein gutes Stichwort sein. Vor wenigen Wochen wurden er und seine Frau Michelle Eltern. Der in New Jersey wohnhafte Lange wollte daher seine Familie in die USA begleiten und später zum Nationalteam stoßen. Nach Ablehnung Ratushnys für eine Trainingsteilnahme ab 24. April, einigte man sich auf 14. April. Lange plante seinen USA-Kurztrip zwischen 20. und 24. April neu. „Ich hätte keinen einzigen Trainingstag versäumt“, erklärt er.

Probleme verschwiegen

Das eigentliche Problem werde nicht genannt, meint er: „Ich habe gerechnet, dass meine Reisekosten von zu Hause und retour vom ÖEHV übernommen werden (Kostenpunkt für das Flugticket rund 800 Euro, Anm.). Das wurde abgelehnt“, schildert Lange und ergänzt: „Ich bin sehr enttäuscht, dass ich nicht bei dabei sein darf. Mir geht es nicht um die Kosten für ein Ticket, sondern ums Prinzip.“ Somit ist nun das Kapitel Lange im Nationalteam geschlossen. Zumindest für diese WM.

Mittlerweile hat sich auch Wolfgang Brück, geschäftsführender Gesellschafter der Iserlohn Roosters, zu der Causa geäußert. Er hält die Aussagen des OEHV für falsch. "Ich weiß, dass es die Zusage von Mathias Lange gegeben hat, an allen zwischen beiden Seiten vereinbarten Vorbereitungslehrgängen der Nationalmannschaft teilzunehmen. Für ihn war und ist es immer eine besondere Ehre für sein Heimatland auf dem Eis zu stehen, auch deshalb hat er in den letzten zwei Jahren intensiv und hart gearbeitet. Ich werde nicht zulassen, dass man Mathias Lange in der Öffentlichkeit nachsagt, dass es ihm an Begeisterung fehle, für Österreich aufs Eis zu gehen." Nachsatz: "Eine solche Diskussion hat gerade ein Spieler wie Mathias Lange nicht verdient. Ich weiß wie enttäuscht er derzeit ist!"

MARTIN QUENDLER