"Ich bin überwältigt, wie dieser Winter für mich gelaufen ist", schreibt Hirscher in seiner persönlichen Saisonbilanz auf vom Montag. Am Ende nimmt er dabei auch auf das derzeit am meisten nachgefragte Thema Bezug: "Was die Zukunft angeht, kann ich jetzt noch nicht sagen, wie es weitergeht! Soviel kann ich zu den Spekulationen rund um einen verstärkten Fokus auf die Speed Disziplinen sagen: um in der Abfahrt und dem Super-G Erfolg zu haben, braucht es eine Menge Zeit und Erfahrung und die habe ich nicht."

Weiter heißt es: "Mich an diese beiden Disziplinen, die eigentlich ja komplett andere Sportarten im Vergleich zum Slalom und Riesentorlauf sind, heran zu tasten, würde mit Sicherheit ein, zwei Jahre dauern, was mit sehr spärlichem Erfolg vorübergehen, und frühestens im darauf folgenden Jahr, oder später Früchte tragen würde. Die Strecken kennen zu lernen, Kilometer auf den langen Skiern zu machen und sich mit dem Tempo anzufreunden klingt spannend, und reizt mich auch, aber ich will mich dieser Aufgabe zu diesem Zeitpunkt nicht mehr stellen. Es geht darum, Spaß am Skifahren zu haben und damit ist auch die Frage nach den bleibenden Herausforderungen beantwortet."

Nach einem Rennwinter wie diesem freue er sich auf Entspannung und darauf, die Seele baumeln zu lassen. "Erst dann werde ich wieder ins Konditionstraining einsteigen, die ersten Schwünge machen und schauen, ob ich Spaß daran finde. Es geht mir gar nicht darum, neue Ziele und Herausforderungen zu suchen, die Freude am Skifahren reicht mir und wenn die da ist, dann steht einer weiteren Saison nichts im Wege."

Hirscher absolvierte nach dem Weltcupfinale in Aare Montagabend einen Auftritt bei Servus TV, Donnerstag hebt er zum Heliskiing nach Kanada ab. "Danach hoffe ich auf warmes Wetter und viel Sonne, damit ich meine Badehose bald auspacken kann", heißt es in Hirschers Blog weiter. "Das Ziel ist, für eine Zeit lang richtig abzuschalten und auf der faulen Haut zu liegen, bin gespannt wie lange das funktioniert, weil ich doch einen sehr ausgeprägten Bewegungsdrang hab!"

Eine Personaländerung gab Hirscher auch bekannt. Sein jahrelanger Co-Servicemann Johann Strobl wird sich beruflich verändern.

Hirscher ließ sich im Gegensatz zu seinem Blogeintrag im Interview der Servus-TV-Sendung "Sport & Talk aus dem Hangar-7" doch noch eine Hintertür in Sachen möglichem Karriereschwenk in Richtung Speed-Disziplinen offen. "Ich schließe es nicht ganz aus, aber das würde heißen, der Gesamtweltcup und auch andere Kugeln wären dann ade. Man müsste von null weg anfangen - im Vergleich zu Slalom und Riesentorlauf", sagte der siebenfache Gesamt-Weltcupsieger.

Die Abfahrt habe aber ihre Reize: "Der Reiz ist extrem da, weil du kannst jeden Tag besser werden. Im Slalom und Riesentorlauf ist es ganz schwer, dass du da neue Reize setzen kannst." Also auch zum aktuellen Zeitpunkt bleibt Hirscher ohne konkrete Pläne und ergänzte noch einmal zur Abfahrt: "Ich traue es mich gar nicht auszuschließen."

Eine Saison mit 13 Siegen und all den Erfolgen hat auch einen Nachteil: "Die Crux an der Geschichte: Die Saison, die heuer war, die zu toppen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist für die Motivation eher schlecht", meinte Hirscher lachend. Für die Zeit nach seiner Karriere ist ein Art Trainertätigkeit für ihn vorstellbar, auch mit Blick auf die eigene Karriere. "In gewissen Situationen wäre es fein gewesen, wenn wir jemand gehabt hätten, der uns erklärt hätte, wie es in Wahrheit läuft. Das wäre irgendwo reizvoll. Es gibt so viele Talente da draußen, die nicht einmal wissen, dass sie ein Talent haben. Das gehört gefördert und unterstützt", so Hirscher auf Servus TV.

Sich selbst sieht er übrigens in fernerer Zukunft nicht im Motorsport. Im Gegensatz zu Ex-Skistar Luc Alphand, der Gesamt-Weltcupsieger 1996/97, der 2006 die Rallye Dakar gewonnen hat. "Mit dem Motorrad ist es sicher undenkbar, mit dem Auto ist es vielleicht denkbar. Aber das ist richtig weit weg, da ist die Abfahrt viel näher", meinte der Salzburger.