Ein heute über 30-jähriger Ex-Schüler des Internats in der Südstadt, Österreichs größtem Schul- und Sportzentrum im Süden Wiens, wo Schwimmen, Leichtathletik, Fechten, Tennis, Judo, Radsport und Frauenhandball trainiert wird, hat gegenüber der "Presse" schwere Vorwürfe erhoben. So sollen Neuankömmlinge im Internat einem brutalen Ritual unterzogen worden sein.

So sollen sich in der Nacht ältere Schüler in das Zimmer des Erstklasslers geschlichen haben, hielten ihn fest und schlugen mit Gürteln auf ihn ein. "Nicht jeder kam dran, und bei manchen wurde fester zugeschlagen und bei anderen – die eher beliebter waren – weniger fest", erzählt der Mann, der anonym bleiben will. 

Manche sollte es noch schlimmer erwischt haben, schreibt die "Presse". Schon während der Schulzeit des ehemaligen Absolventen gab es Gerüchte, "dass Schüler nackt auf Sesseln gefesselt wurden und aus einem Pornoheft vorlesen mussten. Wenn sie eine Erektion bekamen, wurde ihnen auf ihr Glied geschlagen."

Die Erzieher halfen nicht

Von den Erziehern sei keine Hilfe zu erwarten gewesen. "Was mich so schockiert hat, ist, dass die Erzieher von den Gürtel-Übergriffen wussten, und uns später sogar ermahnt haben, nicht so fest zuzuschlagen."

Seinen Eltern hat der ehemalige Absolvent von den Initiationsriten erst Jahre später erzählt. Auch ein Schulwechsel war undenkbar. "Ich hatte natürlich Angst, aber ich wusste, ich will Sportler werden, und da gehört das einfach dazu." Er habe auch bis auf diese Ausnahmen seine Zeit in der Südstadt als glücklich erlebt. Dass er jetzt seine Erlebnisse öffentlich macht, habe damit zu tun, wie betroffene Institutionen versuchen, das Tabuthema abzutun.

Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, reagierte Gunnar Prokop (Leiter des Südstadt-Internats von 1975 bis 2007) empört: "Das gibt es nicht. Bei meinem Leben: das ist die totalste Lüge. Unmöglich! Es gab nur eine einzige andere Sache, das waren Judoleute. Und die Betreffenden sind am nächsten Tag rausgeflogen."