Österreichs Spitzensport soll zukünftig nur noch in einigen Kernsportarten mit Erfolgsaussichten gefördert werden. "Man muss sich einmal klar dazu bekennen, dass wir das Geld dorthin geben, wo wir gut sind, wo wir Chancen haben und wo wir gewinnen können", sagte Sportminister Hans Peter Doskozil am Dienstag bei einem gemeinsamen Medientermin mit Projekt-Rio-Koordinator Peter Schröcksnadel in Wien.

Derzeit weniger erfolgreiche Sportarten würden damit im Bereich des Spitzensports zukünftig auf ihre Förderungen verzichten müssen. Auch wenn die Auswahl der Sportarten flexibel sein soll. "Wenn erkannt wird, dass sich da etwas entwickelt, dann wird man auch massiv mit den Förderungen einsteigen", erklärte Doskozil.

Schröcksnadel drückte es gewohnt direkt aus: "Ich bin der Meinung, dass ein Verband eine Vorleistung erbringen muss mit seinen Sportlern. Dass sie vorher ein gewisses Niveau erreichen. Erst dann werden sie unterstützungswürdig, nicht vorher." Das sieht auch Doskozil so: "Es kann nicht nur eine Bringschuld der Fördergeber sein, dass ein Verband funktioniert. Es muss auch eine Holschuld sein."

Zusammenführung im Visier

Am Vorhaben, die Sportförder-Struktur in Österreich radikal umzukrempeln hält Doskozil fest. Die derzeitigen Förderinstanzen wie der Bundessportförderungsfonds, das Team Rot-Weiß-Rot oder etwa die Sporthilfe sollen in einer Institution - einer möglichen Träger-GmbH - zusammengeführt werden.

Die dafür nötigen Vorgespräche liefen gut, so Doskozil, auch Koalitionspartner ÖVP zeige sich gesprächsbereit. "Wir sind in den Vorgesprächen ziemlich weit und werden in den nächsten zwei, drei, vier Wochen ganz konkrete logistische Maßnahmen vorlegen können", sagte Doskozil und betonte den Grundgedanken der künftigen Förderinstanz: "Wir wollen das Projekt Rio institutionalisieren."

Kritische Stimmen werden laut

Der Freizeit- und Tourismusforscher Peter Zellmann fordert den Sportminister auf, endlich das für ihn entscheidende Manko in der österreichischen Sportförderung zu beheben. "Die Sportpolitik muss aus den drei Dachverbänden einen machen und die Fachverbände aufwerten", sagte der Experte. Das würde letztlich auch mehr Erfolg im Spitzensport nach sich ziehen.

"Man hätte sich längst auf einen Dachverband einigen müssen", meinte Zellmann im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Das alte System, in dem Fördermittel mit der Gießkanne ausgeschüttet würden, habe endgültig ausgedient, weil es ineffizient sei und politische Grabenkämpfe bedinge. "Der Auftrag, das grundsätzlich zu verändern, kann nur von einem mutigen Politiker kommen, der das anordnet und strikt von oben durchzieht", stellte Zellmann klar, der seit 30 Jahren Unternehmen und Institutionen zu Fragen von Sport, Freizeit und Tourismus berät.