Es wird gehobelt, gefräst, geschweißt, gekocht, geschnitten und gejubelt. Internationale Berufsmeisterschaften, ob WM (WorldSkills) oder EM (EuroSkills), sind in den vergangenen Jahren zu gigantischen Events gereift. Die besten Jungfacharbeiter matchen sich dabei in rund 50 unterschiedlichen Berufen um Medaillen.

In den vergangenen Jahren wusste kaum eine andere Nation diese  internationale Bühne besser zu nutzen als Österreich. Das zeigen allein die beiden vergangenen Berufs-Europameisterschaften in Spa (2012) und Lille (2014). In Belgien konnten die 37 österreichischen Teilnehmer genau 22 Medaillen erringen, davon 14 in Gold, kein anderes Land war erfolgreicher. Ein Triumph, der zwei Jahre später wiederholt werden konnte, abermals ließ Österreich mit 19 Medaillen die anderen 25 vertretenen Nationen im Medaillenspiegel hinter sich. Zwei Jahre davor, bei den EuroSkills in Lissabon, holten sich die österreichischen Jungfacharbeiter bereits zwölf Goldene.

Insbesondere in den klassischen Handwerksberufen gehörten derlei rot-weiß-rote Machtdemonstrationen in den vergangenen Jahren dazu, die junge Generation hat sich bei Welt- und Europameisterschaften selbst zur goldenen Generation hochgearbeitet. Tischler, Floristinnen, Zimmerer, Spengler, Maurer, Fliesenleger, Sanitär- und Heizungstechnikerinnen, Maler, Köchinnen, Kältetechniker ... allesamt Berufe, in denen junge Österreicher in den vergangenen Jahren weltweit für Aufsehen sorgten.

Seit Jahren beschäftigten sich Zuständige in der Wirtschaftskammer und des SkillsAustria-Komitees mit dieser Frage. Im Vorjahr gab dann der steirische Wirtschaftskammer-Präsident, Josef  Herk, im Rahmen der „WorldSkills“ in São Paulo offiziell bekannt: „Ja, wir bewerben uns.“ Im April dieses Jahres stand schließlich fest: Die EuroSkills 2020 werden in Graz ausgerichtet.

Die 500 besten Jungfacharbeiter aus ganz Europa, mehr als 45 Berufe und gut Zehntausende Besucher – auf Graz kommt im September 2020 damit ein ganz besonderer Großevent zu: Erstmals in der Geschichte gehen die Berufseuropameisterschaften in Österreich über die Bühne. Ein gewaltiges Spektakel, ein buntes Nebeneinander von fast 50 Berufsbildern – von A wie Anlagenelektriker bis Z wie Zimmerer. „Ein langersehnter Traum geht in Erfüllung. Wir werden zeigen, dass Österreich nicht nur eine Fachkraftsupermacht, sondern auch ein hervorragender Gastgeber ist“, so Herk.

Die EM wird am Gelände der Messe Graz ausgerichtet. Der Flächenbedarf bei derartigen Bewerben ist immens, bei vorangegangenen EuroSkills wurden die Wettkampfstätten für die jeweiligen Berufe auf je rund 50.000 Quadratmetern errichtet. Das Budget liegt bei gut zehn Millionen Euro. Die EuroSkills sollen aber neben dem Imageeffekt auch ein Wirtschaftsfaktor für Österreich sein. Bei den EuroSkills 2014 im französischen Lille wurden rund 100.000 Besucher registriert. Diese Messlatte wolle man 2020 überspringen, wurde betont.

Jede Gelegenheit, Österreich als Hochburg der Jungfacharbeiter zu positionieren, wird seit der erfolgreichen Bewerbung genutzt. In wenigen Wochen werden in Göteborg die diesjährigen EuroSkills eröffnet. Insgesamt 35 österreichische Teilnehmer werden vom 30. November bis 4. Dezember ihr Talent unter Beweis stellen und versuchen, in Göteborg so viele Medaillen wie möglich nach Hause zu holen.