Dass gymnastische Übungen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, wussten die Chinesen schon im Altertum. In Europa blieb während der Antike, im Mittelalter und der frühen Neuzeit Gymnastik als Mittel der Körperertüchtigung und Gesundheitserhaltung auf Männer im sport- und wehrfähigen Alter beschränkt.

Apropos wehrfähig: Die beiden Weltkriege mit ihrer unvorstellbar hohen Zahl an Verwundeten waren maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Physikalische Therapie im 20. Jahrhundert so rasant weiterentwickelt und neue Arbeitsgebiete für Diplomierte Physikalische Therapeuten eröffnet hat. Nichtsdestotrotz blieben selbige auch weiterhin im Status von ärztlichen Hilfskräften.
Erst gegen Mitte des 20. Jahrhunderts beobachteten Diplomierte Physiotherapeuten bei ihrer Arbeit Phänomene, die offenbar Einfluss auf das Therapiegeschehen hatten und deren fehlende wissenschaftliche Begründungen bald interessierte Ärzte zu genauerer Untersuchung mit dem Ziel der Erklärung dieser Phänomene anregten. Da gab es dann diverse neue Konzepte der Manualtherapie, wie das „Kaltenborn-Evjenth-Konzept“, das in Australien entwi-
ckelte „Maitland-Konzept“ oder die Entwicklung der „Funktionellen Bewegungslehre“ (FBL) und der daraus abgeleiteten Behandlungstechniken. Ja, und irgendwann kam das alles dann auch zu uns.

Den Jahren Leben geben

Heutzutage spielt die Physiotherapie auch im gesunden Alterungsprozess der Bevölkerung eine wesentliche Rolle. Laut Weltgesundheitsorganisation wird sich der Anteil der über 60-Jährigen an der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Eine alternde Gesellschaft macht es notwendig, speziell vorzusorgen und passende Strukturen auf staatlicher Ebene zu gewährleisten. Das Setzen von Maßnahmen alleine reicht jedoch nicht aus, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein.

Es ist notwendig, die Denkweise über das Älterwerden zu verändern. Gesundes Altern bedeutet, funktionale Fähigkeiten aufrechtzuerhalten. Unter dem Motto „Den Jahren mehr Leben geben“ fand vergangenen September übrigens auch der Welttag der Physiotherapie statt.

Dienen und dehnen

Der Begriff Physiotherapie setzt sich aus den griechischen Worten physis „Natur“ und therapeia „das Dienen“ zusammen und ist insofern irreführend, als das zum Erreichen eines gemeinsam gesetzten Therapieziels nicht nur der Physiotherapeut sondern auch der Patient selbst aktiv werden muss. Mit dienen allein ist es also nicht getan, auch Dehnen ist gefragt. Im Klartext heißt das, dass der Patient die vom Physiotherapeuten „verschriebenen“ Übungsprogramme auch eigenverantwortlich und regelmäßig zu Hause durchzuführen hat.

Do it yourself!

Welche Übungen gegen welches Wehwehchen helfen, weiß der Physiotherapeut. Und insofern sollten Sie sich bei den körperlichen Hausaufgaben auch nur auf Ihren Physiotherapeuten und nicht auf einen guten Freund verlassen, dem die Schulter an genau der selben Stelle weh tut, und der die für ihn maßgeschneiderten Übungen gern mit Ihnen teilen würde.