FRAGE: Die Höhe eines festgelegten Mindestlohns ist sehr umstritten. Welche Beträge fordern die Arbeitnehmervertreter aktuell und wie begründen Sie diese Forderung?

ANTWORT: 2015 verdienten österreichweit rund 316.500 ganzjährig Vollzeitbeschäftigte weniger als 1700 Euro brutto monatlich – das entspricht einem Stundenlohn von rund 10 Euro – 219.300 von ihnen sogar weniger als 1500 Euro. Im Verhältnis zu allen ganzjährig Vollzeitbeschäftigten sind das 14,4 Prozent. Das ist das Ergebnis aktueller AK-Berechnungen auf Basis einer Auswertung der Statistik Austria.
Niedrige Entlohnung trifft Frauen doppelt so stark wie Männer: Während 2015 österreichweit mehr als jede fünfte (21,9 Prozent) Vollzeitbeschäftigte monatlich weniger als 1700 Euro brutto verdiente, war es bei den Männern rund jeder zehnte (10,4 Prozent).
Die AK fordert zur weiteren Bekämpfung der Niedrigentlohnung eine rasche flächendeckende Anhebung des kollektivvertraglichen Mindestlohns. Einigen sich Wirtschaftskammer, Kammern der freien Berufe und freiwillige Berufsverbände mit den Gewerkschaften auf eine Umsetzung, würden auch die Betriebe profitieren, da angemessene Mindestlöhne den Unternehmen Schutz vor unfairer Billigstkonkurrenz bieten.
Der Mindestlohn ist auch kein „Jobkiller“. Das beweist Deutschland: Dort wurde Anfang 2015 ein solcher mit dem Effekt eines deutlichen Kaufkraftgewinns, mehr Einnahmen durch Steuern und Beiträge für Staatskasse und Sozialversicherung und mit mehr Beschäftigung eingeführt.