Eine Studie über den Zusammenhang zwischen mütterlicher Berufstätigkeit, Arbeitsqualität und Kindesentwicklung zeigt: Schlechte Arbeitsbedingungen wirken sich negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung aus. „Dass mütterliche Berufstätigkeit den Kindern schadet, ist wissenschaftlich nicht zu belegen. Sehr wohl aber zeigt sich, dass sich schlechte Arbeitsbedingungen negativ auf das Kindeswohl auswirken“, sagt AK-Präsident  Johann Kalliauer.

Mehrheitsmeinung liegt falsch

In Österreich ist immer noch die Meinung weit verbreitet, dass Mütter ihren Kindern durch die frühe (Wieder-)Aufnahme einer Berufstätigkeit nach der Geburt nichts Gutes tun. Wissenschaftlich ist das jedoch nicht zu belegen: Die große Mehrheit der Studien findet dafür keine Beweise, manche kommen sogar zum gegenteiligen Schluss. Eine aktuelle Studie betrachtet nun die Zusammenhänge mit spannenden Ergebnissen.

Qualität vor Quantität

Der Sozialwissenschaftler Philipp Gerhartinger zeigt in seiner Dissertation am Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität, dass das zeitliche Arbeitsausmaß von Müttern während der ersten drei Lebensjahre ihrer Kinder weder direkt noch indirekt mit der sozioemotionalen Entwicklung der Kinder zusammenhängt. Das Arbeitsausmaß beeinflusst lediglich die Quantität der Mutter-Kind-Interaktionen, nicht aber die Qualität. Letztere ist jedoch der einzig statistisch signifikante Einflussfaktor für die Kindesentwicklung.

Schlechter Arbeitsplatz sorgt für Stress

Schlechte Arbeitsqualität wirkt dagegen sehr wohl als sogenannter Stressor und beeinflusst damit auch die Qualität der Mutter-Kind-Interaktionen in negativer Weise. So kann schlechte Arbeitsqualität – etwa in Form von Arbeitsüberlastung oder mangelnder Unterstützung durch Vorgesetzte – dazu führen, dass sich mütterliche Berufstätigkeit negativ auf die Kindesentwicklung auswirkt. Aktuelle Daten zur Arbeitsqualität lassen in diesem Zusammenhang Schlimmes befürchten. Laut OECD waren im Jahr 2005 noch 39,3 Prozent der Frauen in Österreich von arbeitsbedingtem Stress betroffen, 2015 waren es bereits 45,9 Prozent.

Bessere Arbeitsbedingungen

Wer den Kindern etwas Gutes tun will, sollte das Augenmerk auf bessere Arbeitsbedingungen legen. In Fällen, wo die Arbeitsqualität stimmt, lässt die Studie nämlich auch mit guten Nachrichten aufhorchen: Mütterliche Berufstätigkeit kann sich auch positiv auswirken. Der Grund sind sogenannte „positive Spill-Over-Effekte“. Neben zusätzlichen finanziellen Ressourcen kann eine Berufstätigkeit (gute Arbeitsqualität vorausgesetzt) durchaus auch Ausgleich und Kraft zur Bewältigung von familiären Beanspruchungen bieten.

Wichtige Aufgabe für Unternehmen

Die aktuellen Daten sollten ein weiterer Anstoß für verantwortungsvolle Unternehmen sein, diesen wichtigen Aufgaben nachzukommen", betont Kalliauer.