Die Liebe und die gute Luft waren schuld, dass es den Südtiroler Christian Berwanger in die Steiermark zog, wie er selber sagt. Als ihm das Pendeln zwischen (Süd-)Tirol und Feldbach, wo seine Barbara zu Hause ist, im Vorjahr zu viel wurde, machte er sich gemeinsam mit seiner Partnerin auf die Suche nach einem Hof oder Haus für die gemeinsame Zukunft. „Es musste nicht unbedingt etwas Altes sein“, erzählt er – aber dieses Bauernhaus in der Nähe von Feldbach war irgendwie Liebe auf den ersten Blick. „Wir haben die Innenräume gesehen und nach ein paar Minuten zur völlig perplexen Vorbesitzerin gesagt: ,Wir nehmen es‘“, erzählt Barbara Dieplinger und ergänzt: „So etwas wie das hier, das bekommen Sie einfach kein zweites Mal, das gibt’s sonst nur im Freilichtmuseum Stübing.“

Grundriss Erdgeschoß
Grundriss Erdgeschoß © KK

Im Prinzip hatte das junge Paar einfach die richtige Nase für das Haus. „Ich bin ein Geruchsmensch. Und hier riecht es so schön alt, so richtig nach Rauchstubn. Das erinnert mich an Berghütte, an Urlaub und Südtirol“, sagt die Hausherrin.

Barbara Dieplinger und Christian Berwanger in ihrer Rauchküche
Barbara Dieplinger und Christian Berwanger in ihrer Rauchküche © (c) ©Oliver Wolf

Tatsächlich hat das Haus im ältesten Teil mit der Rauchstubn bereits 300 Jahre auf dem Buckel. „Im jüngeren Teil steht die Jahreszahl 1825 auf dem Tram“, sagt Berwanger. „Das Haus stand ursprünglich in Anger bei Weiz, wo es abgerissen werden sollte. Die Vorbesitzerin hat es aber gekauft und mit dem fachkundigen Rat der Experten des Freilichtmuseums Stübing Stück für Stück durchnummeriert und abtragen lassen.“ Danach wurde ein Grundstück gesucht, das in Ausrichtung, Besonnung und Beschattung dem alten ähnlich war – „Etwas anderes verträgt das alte Holz nicht.“ So kam das Bauernhaus schließlich auf das Grundstück nahe Feldbach.

Originalinventar war damals kaum noch vorhanden. Dass das heute ganz anders aussieht, verdankt sich der Such- und Sammelleidenschaft der Vorbesitzerin, die das Haus großteils mit Dingen aus dem 19. Jahrhundert ausstattete. Der Tischherd in der Rauchstubn etwa ist das Meisterstück eines Ofensetzers aus Bad Gams von 1870. Die Wandtafeln in der Sitzecke waren einst Türen im alten Pfarrhof in Riegersburg – eine Brandmalerei von 1910. Ein Waffenschrank aus dem 17. Jahrhundert wurde zur Kredenz umfunktioniert.

Das schmucke Häuschen am Waldrand mit kleinem Bach im Garten
Das schmucke Häuschen am Waldrand mit kleinem Bach im Garten © Oliver Wolf

„Wir haben das Haus, so wie es war und ist, übernommen – mit der ganzen Einrichtung“, erzählen die Besitzer. Keine Lust zum Umgestalten? „So ein Haus einzurichten, ist unglaublich schwer – und besser kann man es nicht machen“, sagt Berwanger. Der Versuch, hier noch eine Couch unterzubringen, wurde bald aufgegeben – „weil sie ohnehin überflüssig wäre“. Verweilplätze gibt es hier auch so genug – drinnen und draußen. „Man lebt hier wie auf einer kleinen Insel – in einem richtigen Paradies.“ Dass es für die Bewohner dennoch wieder an der Zeit ist, weiterzuziehen, ist eine andere Geschichte. Das Haus jedenfalls wird bleiben – wie es (fast) immer schon war. Mit der ganzen Einrichtung.