Als Kristel Junesch und Patrick Paler vor fünf Jahren beschlossen, ihre Zelte in Graz abzubrechen, meinten sie damit mehr als einen Wohnortwechsel. Das junge Paar hatte genug von der Schreibtischarbeit, der Schnelllebigkeit in der Stadt und den Gesetzmäßigkeiten einer konsumgetriebenen Gesellschaft. „Raus aus dem Teufelskreis des Geldwertes“, hieß die Devise für eine Feldforschung der ganz besonderen Art.

„Wir haben nach einem renovierungsbedürftigen Bauernhof mit zwei bis drei Hektar Grund für den Gemüseanbau gesucht“, erzählt Paler, den es zuallererst in seine Heimat Südtirol zog, wo seine Eltern eine Landwirtschaft betreiben. „Wir haben aber schnell festgestellt, dass wir uns dort keinen Grund leisten können“, erzählt er, warum er und seine Frau schließlich im steirischen Vulkanland, nicht allzu weit von Graz entfernt, nach einem geeigneten Objekt zu suchen begannen.

Im Februar 2015 war es so weit: Die gelernten Architekten Junesch und Paler fanden im oststeirischen Hatzendorf eine kleine Landwirtschaft mit einem desolaten Wohnhaus, einem Stall und einer Scheune und wussten auf den ersten Blick, dass sie an ihrem Sehnsuchtsort angekommen waren. „Binnen zwei Tagen hatten wir den Hof gekauft“, erzählt Paler. Der erste Plan war, nach einer zügigen Komplettsanierung rasch ins alte Bauernhaus einzuziehen und aus dem Stall ein Ferienhaus zu machen. Die Substanz des rund 110 Jahre alten Wohnhauses erwies sich allerdings als so schlecht, dass die Familie beschloss, gleich den Stall zum Wohnhaus umzubauen.

Selbst gemacht

Mit einem Maximum an Eigenleistung und minimalem Budget wurden im Jahr 2015 die 50 cm starken Außenwände unterfangen, Dachstuhl und Dacheindeckung erneuert und die Fensteröffnungen dem Bedürfnis nach modernem Wohnen mit viel Licht angepasst.

Innen blieb das alte Ziegelgewölbe mit den Eisenträgern sichtbar erhalten. Darunter spannt sich auf nicht mehr als 60 Quadratmetern behaglicher Wohnraum auf, den eine Sanitärzelle in zwei Nutzungsbereiche unterteilt: Küche, Wohn-, Ess- und Spielzimmer auf der einen Seite, Schlafraum für die Eltern und ihre beiden Kinder auf der anderen. Geheizt wird mit Holz aus dem eigenen Wald. „Wir werden das Haus wohl einmal vergrößern müssen“, sagen die Eltern, einstweilen hat aber der Ackerbau Vorrang. Radieschen, Salate, Mangold, Schnittlauch und Paradeiserpflanzen gedeihen schon prächtig. „Wir werden heuer rund 80 Gemüsesorten anbieten können“, erzählen die Aus- und Umsteiger und denken dabei auch gleich die Vermarktung ganz neu: „Wir sind eine solidarische Landwirtschaft.“