Konkret nach einem Haus gesucht haben sie nicht. „Wir haben uns nur ein bisschen umgeschaut“, erzählt die Wahlsteirerin. Sie lebte gemeinsam mit ihrem Mann in Leibnitz, als ihr auf willhaben.at ein Inserat zu einem sanierungsbedürftigen Haus mit insgesamt 1,1 Hektar Grund mitten in den südsteirischen Weinbergen ins Auge sprang. „Der Platz versprach Geborgenheit und doch eine fantastische Aussicht in die Landschaft“, erzählt sie, was 2012 für den Kauf des Anwesens ausschlaggebend war.

Das Haus vor dem Umbau
Das Haus vor dem Umbau © KK
Die Architektin Martina Legat mit ihrer Tochter im Weingarten vor dem Haus
Die Architektin Martina Legat mit ihrer Tochter im Weingarten vor dem Haus © (c) ©Oliver Wolf

Dass dieses Haus eine Menge Arbeit bedeuten würde, war von Anfang an klar. Das Obergeschoß, das in den vergangenen Jahrzehnten auf die steinernen Grundmauern des Hauses gesetzt worden war, stand schließlich nur aus Gewohnheit, die unbeheizte Veranda mit der Einfachverglasung im Erdgeschoß war ebenfalls unbrauchbar. Die kleinteilige Struktur im Hausinneren schrie förmlich nach Veränderung. Die Mission, der sich die Hausherrin gemeinsam mit ihrem Vater, der ebenfalls eine Vorliebe für Baustellen hat, stellte, lautete: „Das Haus optisch und technisch durchlüften, dabei aber möglichst viel Substanz erhalten. Und keine schlechten Kompromisse eingehen, sondern Lösungen suchen, die Bestand haben.“
Mit der Architektin Martina Legat fand man die perfekte Planerin für das Projekt glücklicherweise gleich in der eigenen Familie.

Schotterweg und Betonstiegen, Steinmauern, großzügige Fensterflächen und die Holzfassade als erster Eindruck vom Haus
Schotterweg und Betonstiegen, Steinmauern, großzügige Fensterflächen und die Holzfassade als erster Eindruck vom Haus © (c) ©Oliver Wolf

Die alten Proportionen des Hauses blieben beim Umbau erhalten, obwohl das Obergeschoß komplett erneuert wurde, wobei man den Kniestock anhob, um unter dem Dach an Raumhöhe zu gewinnen. Die alte Veranda wurde gegen einen hölzernen Zubau ausgetauscht, der in den Weingarten hineinragt und als vollwertiger Wohnraum das ideale Esszimmer mit Durchreiche in die Küche ist. Innen wurde aus zwei Zimmern ein großzügiger, lichtdurchfluteter Wohnraum mit Terrasse gemacht, während die Küche nach allen Seiten hin offene Kommunikations- und Kommandozentrale ist. Das Stiegenhaus mit der schmucken alten Lärchenholztreppe ist jetzt Teil dieses Raums. Wie mit dem guten Stück umgegangen wurde, zeigt, wie ernst es der Familie mit der Substanzerhaltung ist: „Wir haben die Treppe mit viel Aufwand um eine Stufenhöhe angehoben, die Oberfläche sandgestrahlt, um die alten Lackschichten zu entfernen, und das Holz dann nur geölt“, erzählt die Bauherrin.

Grundriss Erdgeschoß
Grundriss Erdgeschoß © LEGAT ARCHITEKTUR
Grundriss Obergeschoß
Grundriss Obergeschoß © LEGAT ARCHITEKTUR

„Bewahren und erhalten“ heißt es auch bei den alten Steinmauern, die nur gebürstet und gereinigt wurden und jetzt sichtbar sind – teilweise auch im Innenraum. Sie hinter Dämmmaterial zu verstecken, kam nicht infrage. „Aber sie sind nun überdacht oder überhaupt im Innenraum wie in der ehemaligen Veranda“, sagt die Architektin.
Außen bestimmen Natursteinmauern, Schotter und Beton auf dem Weg zum Haus und die Lärchenholzfassade das Erscheinungsbild des Hauses. Innen sorgen Böden aus Kernesche und vergrößerte Fensteröffnungen fürs Wohlbefinden.

Die neue Wohnqualität spürt man auch unter dem Dach, wo es vor dem Umbau bloß zwei dunkel vertäfelte Zimmer und eine Nasszelle gab. Jetzt sorgen hier drei geräumige Schlafzimmer und ein helles Bad für genügend Rückzugsraum. Der nötige Stauraum steht dabei nicht als Kasten im Raum, sondern wurde in Nischen integriert. Hier wurde eben nicht nur ein bisschen durchgelüftet, sondern richtig aufgeräumt.