"Aber es ist eine Baustelle!“, lautet die Standardbegrüßung, mit der Franz Bernhard Koiner Gästen die Tür zum rund 500 Jahre alten Herrenhaus der ehemaligen Gerberei von Frohnleiten öffnet. Dem ist nicht zu widersprechen. Der geschmiedete Stiegenaufgang zu den beiden Wohngeschoßen über den vermieteten Geschäftsräumen im Parterre, der sich sogar im legendären Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler findet und das Stichkappengewölbe im Entree lassen aber auch gleich erahnen, warum der Hausherr in dieses Gemäuer seit sieben Jahren seine ganze Freizeit und Energie investiert.

Der Hausherr und seine drei Töchter im zweiten Obergeschoß, das fast
Der Hausherr und seine drei Töchter im zweiten Obergeschoß, das fast "fertig" ist © (c) Oliver Wolf Foto GmbH

Historische Bausubstanz, Häuser mit Geschichte haben es ihm schon immer angetan. „Ich komme aus bäuerlichen Verhältnissen, von einem großen Bauernhof im Murtal“, erklärt er seine Leidenschaft. Und Platz hatte er als leidenschaftlicher Bücher-, Möbel- und Bildersammler ohnehin nie genug. Die Wohnungen, die in den vergangenen Jahren sein Zuhause waren, konnten also alle nur eine Übergangslösung sein, wenngleich seine Frau mit den drei Kindern unter der Woche und speziell im Winter lieber in der gemeinsamen Wohnung in Graz lebt. Im Winter hat’s auf der Baustelle nämlich nur 13 Grad, weil die alte Heizung nicht mehr wirklich funktioniert; und bis die geplante Pelletanlage in Betrieb ist, werden wohl noch ein paar Bauschuttkübel zu füllen sein.

Die unzähligen Kunststoffeimer, die sich derzeit noch im Foyer und in den Hinterzimmern im Haus stapeln, werden nämlich jedes Jahr bis Dezember von Koiner mit Bauschutt gefüllt, um dann einmal pro Jahr in zwei Container vor dem Haus geleert zu werden. In Summe waren es wohl schon um die 80 Tonnen Schutt, die der Bauherr aus dem Haus getragen hat. „Andere gehen ins Fitnessstudio, ich habe mein Training hier“, gibt er zu Protokoll. Die Freude an der Bauarbeit bringe er automatisch mit, nur was ihm an Know-how fehlt, kaufe er sich zu. Wie etwa beim neuen Dach, das gleich am Anfang nötig war, oder bei den Stuckarbeiten für die Decken im zweiten Obergeschoß. „Die alten Stuckbänder waren so stark beschädigt, dass das Profil nicht mehr zu erkennen war“, sagt Koiner, der sich schließlich dazu entschloss, einfach die Stuckarbeiten in der Kirche nebenan als Vorlage zu nehmen: „Weil um 1780 herum ohnehin alles in der Gegend von ein und derselben Gruppe von Stuckateuren gemacht wurde“, sagt er und stellt klar, dass ihm der Denkmalschutz mit seinen laufenden Beratungen von Anfang an eine wertvolle Hilfe und Unterstützung war. Wenn alles fertig ist, soll das Haus nämlich wieder aussehen wie zu seiner besten Zeit – ohne die Bausünden aus dem 20. Jahrhundert.

Der Zeitplan? „Die Hälfte ist mittlerweile geschafft“, sagt Koiner und zeigt uns schließlich, warum ihm die Kraft für sein Projekt auch in den kommenden Jahren nicht ausgehen wird: Am Hang hinter dem Haus erstreckt sich über 100 Meter Länge ein Gartenparadies. Aber das ist eine andere Geschichte.