Ich bin zu Hause“ kann eine denkbar ungenaue Ortsangabe sein. Das Haus der Familie Schüßler ist nämlich 1400 Quadratmeter groß. Der Garten zu so einem Haus hat mit rund 10.800 Quadratmetern auch eine etwas ungewohnte Dimension. „Sie werden es nicht glauben, aber ich wohne alle Räume aus“, sagt die Besitzerin Ruth Schüßler. Sie hat es sich allerdings angewöhnt, nie ohne Handy von einem Raum in den anderen zu wechseln, weil es einfach keine Option ist, schnell mal nach den anderen im Haus zu rufen, wenn man jemanden braucht.

Dieses Gebäude ist freilich mit seinen Bewohnern gewachsen. Hier legt jeder Winkel Zeugnis ab von einem erfüllten Künstler- und Sammlerleben: Malerei, Keramiken und Skulpturen, wohin das Auge auch blickt. Die Kunst hat Ruth Schüßler und ihren 2010 verstorbenen Mann, den Wolfsberger Künstler Karl Schüßler, auch in dieses Haus gebracht.

Vom Atelier zum Wohnraum

„Mein Mann bekam 1979 den Auftrag für eine riesige keramische Wand für einen Speisesaal und suchte nach Räumlichkeiten, in denen er daran arbeiten konnte“, erinnert sich die Hausherrin. Die alte ehemalige Remise der Familie Henckel-Donnersmarck/Reideben in nächster Nähe von Wolfsberg stand damals gerade zum Verkauf. „Damals wurde der Bau, von dem sich erste Katastereintragungen von 1810 finden, gerade als Kuhstall genutzt“, sagt die Hausherrin. Als 36 mal 9 Meter großes Atelier war das Gebäude aber einfach ideal. Danach ließ dieses Haus seine Besitzer sozusagen nicht mehr los und eins ergab das andere.

Der Altbestand vor dem Umbau.
Der Altbestand vor dem Umbau. © PRIVAT

Genau genommen folgte eine neunjährige Umbau- und Ausbauzeit, in der die Familie mit ihren zwei Kindern in Eigenregie das Obergeschoß zum großteils offenen Wohnraum als Dreh- und Angelpunkt des Zusammenlebens ausbaute und das Dachgeschoß für die privaten Rückzugsräume erschloss. Dem schlichten, lang gestreckten Altbestand wurde ostseitig ein 8 mal 12 Meter großer Zubau angefügt, der das Stiegenhaus beherbergt, eine Einliegerwohnung im Erdgeschoß, den Koch-Essraum im Obergeschoß und einen Teil der Schlafräume eine Etage darüber.

25 vom Tischler gearbeitete Verbundfenster, bei denen man sich streng an die alten Proportionen gehalten hat, sorgen allein im Obergeschoß dafür, dass das Licht von allen Seiten kommt und dem Ausblick auf Koralm, Saualpe und Wolfsberg nichts im Wege steht. Das 145 m2 große Wohnzimmer öffnet sich mit einer repräsentativen Treppe hinauf zur Bibliothek und den Schlafräumen über zwei Etagen, was eine Raumhöhe von mehr als sechs Metern ergibt. Für Schüßler sind das vertraute Dimensionen, aber seit ihr Mann fehlt und die Kinder ihren Lebensmittelpunkt anderswo gefunden haben, gesteht sie sich ein: „Für mich allein ist alles zu groß.“ Sie hat sich zum Verkauf entschlossen. Obwohl: So richtig vorstellen kann sie sich das Leben in einer „normalen Wohnung“ noch nicht.