Oona und Matthias Horx haben sich diese Frage nicht erst beim Kauf ihres Grundstücks in Wien vor mittlerweile fünf Jahren gestellt. Ganze Aktenordner voller Ideen zum Thema hatte die Hausherrin damals bereits zum Thema zusammengetragen, um sich in den darauffolgenden dreieinhalb Jahren Planung und Bauphase vom Ideal zur Realität durchzukämpfen. Der Bauprozess wurde zu einer Variante von "Schöner Scheitern", wie sie sagt, zur Geschichte einer Kapitulation vor allzu großen Ansprüchen und allzu strengen Kriterien. "Es war ein Familiendrama in drei Akten", meint Oona Horx und hat die Geschichte unter diesem Titel auch zu Papier gebracht.

Das "Happy End" steht seit Mitte 2010 auf einem Nordhang in Wien und ist auf den ersten Blick einfach ein modernes Haus "für vier Leute und eine alte Katze". Für den sicheren Wow-Effekt, wie ihn Besucher des Horx-Hauses anscheinend immer erwarten, sorgt eigentlich nur eine etwa einen Quadratmeter große Glasscheibe zwischen Flur und Hauptwohnbereich, die per Knopfdruck durchsichtig bzw. blickdicht wird.

Der Rest ist sehr einfach und das ist auch der Trick, wie Oona Horx betont: "Es geht darum, die funktionellen, kulturellen und fantasievollen Bedürfnisse eines Auftraggebers zu befriedigen, dabei aber immer ein Auge auf die einfachste Lösung zu haben, die für einen Wandel offen ist. Der Auftraggeber mag seine Ansprüche zu kennen glauben, aber sie werden sich zwangsläufig ändern."

Boxenstopp

Die einfachste Lösung, das ist im Falle Horx eine "bungalowähnliche Box", eingeteilt in verschiedene Bereiche, die wie bei einem Schokoriegel bei Bedarf durch Einkerbungen getrennt werden können. Die Einkerbungen sind Schiebetüren. An der Küche als Zentrum des Hauses sind auch die Zukunftsforscher nicht herumgekommen. Oona Horx verweigerte allerdings den klassischen Esstisch und entschied sich für eine Barküche mit entsprechenden Stühlen. Teure Küchengeräte, die mit sich und der Welt kommunizieren, wird man hier vergeblich suchen. Ein energiesparendes Haus zu bauen, bedeutete für das Ehepaar Horx, die elektrischen Geräte im Haushalt auf ein Minimum zu reduzieren. Der erfolgreichste "Nichtkauf" war laut Hausherrin die Dunstabzugshaube. Eines ihrer Lieblingsgeräte hingegen ist der "Quooker", der den Wasserkocher ersetzt: ein Vakuum-Isoliertank unter der Spüle, der ständig, praktisch ohne Energie- und Wärmeverlust, drei Liter kochend heißes Wasser für die passionierten Teetrinker vorrätig hält. Der offene Kamin wurde entgegen den Bestrebungen des Architekten und diverser Handwerker, nicht in eine klassische gemütlichen Ecke möglichst weit von der Küche eingebaut, sondern mitten im Küchenbereich nahe dem Essplatz. "Weil die Küche kein antiseptischer Ort sein soll." Sie sei vielmehr ein Ort, an dem Menschen freier sprechen als irgendwo sonst.. "Die Art wie sich Kochen und Zuhören miteinander verbinden lassen, hat etwas sehr Natürliches."

Anders auch der Zugang zum Thema Badezimmer, das Oona Horx als zweites Wohnzimmer interpretierte - als Salon, "wie ein geheimes Zimmer, ein Ort zum Verschnaufen und Erholen - weich und sexy, dabei nicht zu feminin." Der üppige, minimalistische Barock des spanischen Designers Jaime Hayon war die Lösung für Waschtisch und Wanne, hinzu kamen eine alte Chaiselongue, fliederfarbene Samtvorhänge und eine Tapete mit Pfauenfedern in Schwarz-Weiß.

Arbeitsplatz

Auf das Zukunftsthema "Wohnen und Arbeiten unter einem Dach" hat das Ehepaar Horx mit zwei Dächern reagiert: Rund 30 Meter vom Wohnhaus entfernt entstand die 110 m2 große "Work"-Station, die Firmenzentrale, in der sich der Hausherr für das "höhlenartige" Untergeschoß entschied und seiner Frau gern das Obergeschoß mit Panoramafensterüberließ. In den Arbeitspausen sieht man den Hausherrn übrigens oft Rasenmähen, Unkrautzupfen oder Rosenschneiden.