Wenn Christine Gasper ihrer Tarja im Wohnzimmer einen Ball wirft, dann jagt ihm die Schäferhündin 50 Meter weit hinterher. Drinnen und draußen, das ist hier nämlich eins, seit Eva Hödl als Freundin der Familie Gasper aus dem ehemals verwinkelten 1950er-Jahre-Haus nahe Graz ein modernes Dach über dem Kopf gemacht hat, das sitzt wie ein perfekter Maßanzug - und der macht bekanntlich gute Figur, ohne den Bewegungsfreiraum seines Trägers einzuschränken.

Offen & lichtdurchflutet

Wenn die Planerin fast entschuldigend meint, das Haus sei so einfach, dass es kaum etwas dazu zu sagen gibt, dann ist das nur eine Seite der Medaille. Am Anfang der Geschichte standen nämlich Bauherren, die gar nicht bauen wollten, weil sie mit dem Haus, in dem sie bereits seit mehr als zehn Jahren wohnten, gar nicht so unzufrieden waren. Die längst fällige Sanierung des Bestands mit gesamter Haustechnik, Heizungs- und Elektroinstallation samt Türen und Fenstern wäre allerdings massiv ins Geld gegangen und hätte aus dem Bau doch nie das Ideal gemacht, von dem die Bewohner träumten: einen offenen, barrierefreien und lichtdurchfluteten Wohnraum.

Die Entscheidung für einen Umbau, bei dem kein Stein auf dem anderen bleiben sollte, kam sozusagen über Nacht. Nach dem Motto: "Vertraut mir, ich weiß, was euch gefällt", zeichnete Eva Hödl ihren Freunden den Entwurf für einen ebenerdigen Bau, der sich an ein paar Punkten am Bestandshaus orientiert, weil das im Wasserschongebiet nicht anders möglich war, sich sonst aber ganz unaufgeregt jede Freiheit nimmt. "Das hat auf Anhieb gepasst", sagt die Hausherrin.

Wohnen im Freien

Entstanden ist ein 21 Meter langer, 7,5 Meter breiter Baukörper mit Flachdach, in den auf den Längsseiten zwei Würfel eingeschoben wurden. Hier sind das Schlafzimmer und zwei Arbeitsräume untergebracht. Die umlaufenden Glasoberlichten dieser beiden "Boxen" verstärken im Inneren den Eindruck eines einzigen offenen Raumes und lassen das Dach von außen betrachtet schweben. Durchgehend raumhohe Fensterelemente sorgen für maximale Transparenz, 1,8 Meter Dachüberstand schützen vor Überhitzung. Der eigentliche Wow-Effekt ist allerdings das stützenfreie Eckschiebeelement, mit dem das ganze Wohn-/Esszimmer bei Bedarf zur überdachten Terrasse mutiert.

Zentrum des Hauses ist die Küche mit dem Essplatz und dem Kachelofen, auf dessen Bank man im Winter mit warmer Rückendeckung ins Grüne blicken kann. Der Garten zeigt seit dem Umbau erst so richtig, was er kann. Durch den lang gestreckten Bau in der Mitte des Grundstücks verbinden sich endlich beide Teile des 110 Meter langen und 26 Meter breiten Anwesens zu einem stimmigen Gesamtbild. Alles ganz einfach. "Einfach gut", sagen die glücklichen Bewohner.