Altbau hat seinen Reiz: 3,80 m hohe Räume, altehrwürdiger Sternparkett, 90 cm dicke Wände, mächtige Kastenfenster und urbanes Flair. Bei tiefen Räumen, in denen sich zwischen den Durchgangszimmern rasch das Licht verliert, museumstauglichen Einzelöfen als Heizung, morschen Holzböden, einem WC für Mutige und einer Nasszelle aus dem Jahre Schnee kann einem die Lust darauf allerdings ganz schnell vergehen.

Die Bauherrin war also nicht nur mutig, als sie im Jänner 2011 in Erwägung zog, die etwa 100 m2 große Substandard-Wohnung in der Grazer Innenstadt zu erwerben, sondern auch klug: "Gleich nach der ersten Besichtigung hab ich den Daniel geholt", erzählt sie und meint damit den Innenarchitekten ihres Vertrauens: Daniel Schlosser. Erst nachdem der professionelle Planer sein Okay gegeben hatte, sagte die Bauherrin Ja zu ihrem Projekt für starke Nerven.

Loft statt Dreizimmerwohnung

Es ging dabei um mehr als eine Generalsanierung. Aus der Dreizimmerwohnung mit zwei Durchgangszimmern sollte eine Art Loft werden, mit der Fleißaufgabe, den Altbau sichtbar als Altbau zu erhalten, was heißen soll: Die unregelmäßige Oberfläche der alten Dippelbaumdecke und die im Laufe von bald 200 Jahren entstandenen Farbschichten an den Wänden sowie die knarrenden Böden und selbstverständlich die alten Grazer Stock-Fenster sollten erhalten bleiben.

Der entscheidende Durchbruch beim Umbau war die Schaffung eines neuen, zentralen Zugangs für die Wohnung, dort wo man früher vor einer Wand stand. Die Zimmer wurden somit separat begehbar und lichtdurchflutet. Ein weißes Raummöbel im Entree passt sich dem neuen Energiefluss an, birgt Garderobe, Waschmaschine & Co und baut sich vor dem Wohnzimmer langsam zur WC-Zelle auf. Das neue Badezimmer auf der anderen Seite des Ganges wurde als Box in den ersten, ursprünglich sieben Meter tiefen, schmalen Raum gestellt. Darüber hat jetzt noch ein Bett Platz - voilà: das Gästezimmer.

Küchenlösung

Dreh- und Angelpunkt des neuen Loftlebens ist allerdings der zentrale Wohn- und Kochraum, in den man gleich vom Eingang aus blickt. "Wie passt die Küche in diesen Raum, ohne das Wohnzimmer kleiner zu machen?", schildert die Bauherrin ein Problem, das ihr schlaflose Nächte bereitete.

Die Lösung kam wieder in Form eines Raummöbels von Daniel Schlosser daher: Die Küche wurde sozusagen als Raumteiler in das Wohnzimmer gestellt. Der Rest, das ist einfach viel Liebe zum Detail, aus der sich eine harmonische Synthese von Alt und Neu ergibt - perfekt in seiner Unvollkommenheit. "Einen sterilen Wohnraum wollte ich nie haben", sagt die glückliche Bewohnerin.