Das steirische Vulkanland ist für Gartenfreunde schon längst kein Geheimtipp mehr. In Sachen Gartenkultur hat sich hier viel getan. Wie war das 2006, als auf Ihre Initiative hin das Netzwerk der "Lebensgärtner" gegründet wurde?

SUSANNE PAMMER: Von Gartenkultur konnte man damals nicht reden. Die Leute hatten zwar alle einen Garten, aber nur, weil das Grundstück einfach da war. Damals gab es im Vulkanland einen Wettbewerb für neue Ideen. Mit der Idee, dass sich hier Gärtner, Laien und Profis zusammenschließen könnten, um sich zumindest einmal im Jahr der Öffentlichkeit zu präsentieren, habe ich damals den zweiten Preis gewonnen.

Wie viele Gärten gingen damals an den Start?

PAMMER: Ich wusste von den Jagerberger Damen, bei diesen habe ich zunächst angefragt. Ich habe darauf gehofft, zumindest acht bis zehn Menschen für die Idee begeistern zu können. Es waren aber gleich am Anfang 24. Die Gruppe verändert sich zwar ständig, aber ein Kern von zwölf privaten und sechs öffentlichen Gärten ist seit damals konstant dabei.

Das Publikumsinteresse war von Anfang an groß?

PAMMER: Ich war überrascht, wie viel Anklang die Idee sofort fand. Andererseits weiß man, wenn man auf dem Land lebt: Es gibt kaum etwas Interessanteres für die Menschen als Nachbars Garten, daran ist gar nichts Böses. Die Menschen sind neugierig, wie der andere etwas macht und wie sich ein Garten im Laufe der Zeit verändert. Ich selbst lade jetzt seit elf Jahren zu Gartentagen ein, und es gibt Besucher, die kommen alle zwei Jahre, um zu sehen, wie mein Garten sich entwickelt hat.

Was sind die größten Veränderungen in den Lebensgärten seit 2006?

PAMMER: Die meisten Gärten sind größer geworden - und werden immer weiter ausgebaut. Ein Standardsatz unserer Gärtner lautet: "Ihr könnt euch den Garten gern ansehen, aber er ist noch nicht fertig." Ein Garten wird auch nie fertig, es gibt immer etwas Neues.

Was ist in Ihrem Garten neu?

PAMMER: Das letzte große Projekt war eine 70 Meter lange Ziegelmauer aus alten Dachziegeln. Wir haben in diesem Winter, der ja ein ziemlich milder war, insgesamt 5500 alte Dachziegel verarbeitet.

Die neue Ziegelmauer in
Die neue Ziegelmauer in "Susis Garten" © KK

Gibt es Gartenmoden und Trends?

PAMMER: Sicher gibt es die: Erinnern Sie sich etwa an die Gabionen - die Steinkörbe waren zwischen 2000 und 2010 so richtig angesagt, das ist jetzt vorbei. Der Flieder war eine Zeit lang out, jetzt ist er wieder modern. Im Moment ist Immergrünes ein wenig verpönt, weil alles Blüten für Bienen und Schmetterlinge haben muss. Dabei vergisst man auf viele Pflanzen, die immer schon bei uns heimisch waren.

Lässt sich an Gärten wirklich die Jahreszahl ablesen?

PAMMER: An richtig guten Gärtnern gehen Trends spurlos vorbei. Bei den Lebensgärtnern sind es eher neue Schwerpunkte, die sich herausbilden: etwa Hanggärten, Rosen, Kräuter, Bonsai und Bauerngarten. Und wir haben Mitglieder, die mittlerweile von ihrem Garten richtig leben können. Die Gruppe ist heute noch vielfältiger als zu Beginn.

Steigt die allgemeine Bereitschaft der Menschen, Geld und Arbeit in ihre Gärten zu investieren?

PAMMER: Auf jeden Fall. Dabei wird auch die Profi-Planung immer selbstverständlicher. Der Urlaub daheim wird immer wichtiger - und dabei spielt der Garten eben eine große Rolle. Wir hatten in den vergangenen Jahren richtiggehend ein neues Biedermeier. Das hört sich jetzt aber langsam wieder auf. Die Menschen haben ja auch die berechtigte Angst, die Gartenarbeit könnte ihnen einmal über den Kopf wachsen.

Was bedeutet Garten für Sie persönlich?

PAMMER: Für mich ist das ein Experimentierfeld, eine Spielwiese, ein Ausleben all meiner Ideen.