Wenn im Jänner der Garten ruht und sich die Natur in tiefem Winterschlaf befindet, ist der richtige Zeitpunkt zum Planen und Entwerfen und dies erst recht eine willkommene Beschäftigung, um dem Hobbygärtner die Schaffenspause zu verkürzen. Stöße von Katalogen, Bücher und Zeitschriften sind dabei behilflich.
Neuerungen und Änderungen für das kommende Gartenjahr wollen schließlich sorgfältig vorbereitet sein. Zum Beispiel, wenn es – als Folge eines Blicks aus dem Fenster auf die weiße Winterlandschaft – um die Anlage eines weißen Beetes oder gar eines weißen Gartens geht.

Inspiration Sissinghurst

Diese Rabattenform begeistert nicht nur die englischen Gartenliebhaber, sondern gewinnt auch hierzulande immer mehr Freunde. So geschehen im eigenen Gartenbereich. Vor dem kunterbunten Bauerngarten sollte ein Beet in jungfräulichem Weiß, das ja eigentlich keine Farbe ist, für besondere Leuchtkraft sorgen, vor allem abends, wenn rundherum die Farbenpracht verblasst.
Man bleibt selbstverständlich bescheiden und nimmt nicht gleich Anleihe beim weltweit berühmtesten Garten dieser Art, dem „White Garden“ von Sissinghurst. Vita Sackville-West und ihr Mann Harold Nicolson, zu ihrer Zeit auch durch ihre erotischen Eskapaden bekannt geworden, haben sich 1950 mit der einzigartigen Anlage in der Grafschaft Kent bis heute ein Denkmal gesetzt.

In dem durch Beeteinfassungen und Wege strukturierten „Gartenraum“ wachsen mehr als 150 verschiedene weiß blühende Pflanzen wie Lilien, Lupinen oder Schmuckkörbchen und im Juli entfaltet die Kletterrose Rosa mulliganii ihre ganze Pracht. Graues und silberfarbenes Laub und die unterschiedlichen Grünabstufungen der Blätter unterstreichen die außerordentliche Wirkung.
Nachtschwärmerin Sackville-West, die von diesem Gartenbereich nie vom weißen Garten sprach und schrieb, sondern vom blassen Garten, dürfte wohl auch von den weißen Gärten der indischen Mogul-Zeit beeinflusst worden sein. Diesen war als Hauptaufgabe das Schimmern im Mondschein zugedacht.
Doch zurück zum eigenen Beet. Schneeglöckchen, Tulpen, Krokussen und Narzissen war der Auftakt zugedacht. Der erste Fehlschlag folgte auf den Fuß, die auf der Packung als weiße Osterglocken ausgewiesenen Zwiebeln entpuppten sich als die gelbsten aller Narzissen.

Wühlmäuse als Spaßverderber

Auf die Formensprache der Pflanzen müsse geachtet werden, Wuchs, Blattschmuck und Blütenform seien die gestaltenden Elemente, lautete die sachkundige Anweisung, die strikt befolgt wurde. Die traumhafte Wirkung auf weißer Flur konnte allerdings kaum genossen werden, denn Wühlmäuse nagten sich vom Rittersporn zum Storchenschnabel, legten Schafgarbe und Sonnenhut in voller Blüte um, nur der Salbei hielt länger stand. Und liebe Gartenfreunde lästerten: Was hat eine braungraue Wühlmaus im weißen Beet zu suchen?

Auch keine Erfolgsmeldung: Unaufgefordert hatte sich ein Fingerhut im Beet breitgemacht und blühte prächtig und ohne Wühlmausattacke – in Lila.
Einerlei, im kommenden Frühjahr geht das weiße Beet wieder an den Start, diesmal mit eiserner Nagerabwehr für jede Pflanze.