"Die ganze Stadt ist Gartenschau“, lautete das hochgesteckte Ziel, als Bad Ischl 2006 den Zuschlag für heuer bekam. Billiger wollte man es hier im Salzkammergut nicht geben. Am vergangenen Wochenende überzeugte sich bereits der 200.000 Besucher, ob das Konzept „Des Kaisers neue Gärten“ aufgegangen ist. Vier Bereiche umspannen das 20 Hektar große Gelände, das vom neuen Sisi-Landschaftspark über die Esplanade, der mit neuen Schattenspendern herausgeputzten Flaniermeile und dem Kurpark bis zum Kaiserpark reicht. Paarweise sind charmante Themengärten platziert, die an das Leben des Monarchenpaares und die Geschichte anknüpfen.

Dieser Ideenreichtum hätte vermutlich auch dem Kaiser ein „Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut“ entlockt.
Etwa der blaue Garten, der Versuch einer floralen Interpretation des Kopfschmucks der Kaiserin, oder der noble Salon für Sisi, der von Eibenhecken umrundet, von einem glitzernden Kristallleuchter gekrönt, ein immerwährendes Spiel von Licht und Schatten bietet.
Weil das den Bad Ischlern noch immer nicht reichte, wurden gar eigene Zeitzonen geschaffen. Wir befinden uns gerade noch in der „Operettenzeit“, beim Lehár-Festival wird „My Fair Lady“ gegeben und in den ehemaligen Stallungen der Kaiserin grünt es so grün – die Sonderschau handelt von Elizas Blumenmarkt. Bald bricht die „Kaiserzeit“ an, rund um den Geburtstag von Franz Joseph am 18. August ist traditionell „Hochsaison“ in Bad Ischl.

Alte Pläne, neuer Garten

Doch zurück zur Frau Gemahlin und dem überraschenden Einstieg in die Schau: Auf dem Areal der Kaltenbach-Au ist aus einem Betonkanal ein Bachjuwel entstanden, das die Bad Ischler und ihre Gäste noch lange erfreuen wird. Im Sisipark plätschert, rauscht und gluckst es, unterlegt mit frohem Kinderlachen. Zwischen den teilweise 150 Jahre alten Bäumen finden sich neben Themengärten Liegewiesen, Wasserspielplätze und farbenprächtige Staudenbeete. „Schau wie schön“, die ganz in Gelb gehaltenen Blumenteppiche entlocken der Seniorengruppe ein einstimmiges Urteil.

Im Sisipark sollten im Zuge der Landesgartenschau die Reste des 1852 angelegten „Elisabethen-Parks“ wieder spürbar werden. Peter Joseph Lenné, der berühmte preußische Gartendirektor, fertigte einst die Pläne für diesen Park an, der leider nie fertiggestellt wurde, weil die Herrscherfamilie den sommerlichen Lebensmittelpunkt in und um die Kaiservilla verlegte. Mit einem der bedeutendsten historischen Landschaftsgärten Österreichs haben die Gestalter der Schau auf den krönenden Abschluss gesetzt. Der Kaiserpark ist nicht nur nach alten Plänen wieder auf Hochglanz gebracht, sondern auch mit Extras wie den Blumenrabatten in Form von Salzkristallen versehen worden. Astern, Schmuckkörbchen, Löwenmaul – prächtiger Wechselflor Ton in Ton. Auf einem Wiesenhang lockt der neu angelegte Dahliengarten, seine Farbenpracht soll den Sommerhöhepunkt markieren.

Ein Rundgang hinauf zum Marmorschlössl ist Pflicht, hier versuchte die Kaiserin mit eigener Poesie ihrem Idol Heinrich Heine nachzueifern. Vor dem Schlössl will der Sonnengarten als duftender und Wärme liebender Teppich barfuß betreten werden. Wer sich auf den roten Polstern niederlässt, genießt, umwölkt von zartem Schleierkraut, Thymianluft und Bergkulisse.
Bergspiegelungen In Sisis Spiegelpavillon am höchsten Aussichtspunkt ist täglich „Bankerlrücken“ angesagt, weil die Besucher mit den Gewohnheiten der Kaiserin nicht ganz vertraut sind und stets die Bank an die Wand stellen. Sie gehört jedoch an die Außenseite, hier saß die sonnenscheue Sisi mit dem Rücken zur Natur und beobachtete die Bergwelt im Spiegel gegenüber.

Vom Fernweh der Kaiserin erzählt der Themengarten „... und doch so fern“. Exotische Pflanzenwelten versinnbildlichen das ruhelose Reisen nach Madeira oder Korfu. Derweil begab sich der Kaiser gern auf die Jagd. Der weiße Garten nahe der Kaiservilla symbolisiert diese Leidenschaft. Der Rahmen aus immergrünen Eiben hat die Form eines Geweihs und ist ausdrucksstarke Kulisse für die ganz in Weiß gehaltenen Staudenbeete.
„Die Inszenierungen sind gelungen“, strahlt Geschäftsführer Christoph Hauser ob der von allen Seiten gelobten Präsentation in Bad Ischl. Freilich, dass der „Frau Mitzi“ im Kaiserpark zu wenig „Bleamln“ ins Auge springen, muss er verkraften.