Haben Sie am Gründonnerstag nach altem Brauch eine Neun-Kräuter-Suppe genossen? Ihre genauen Bestandteile sind nicht überliefert, aber Brennnessel und Gundelrebe sollen auf jeden Fall dabei sein. Die übrigen Zutaten variieren nach Region, welche Frühlingskräuter gerade aus der Erde sprießen. Schafgarbe, Löwenzahn, Sauerampfer, Spitzwegerich, Veilchenblüten, Huflattichknospen und Gänseblümchen gehören dazu.

Die Brennessel

Falls nicht alle Brennnesseltriebe im Kochtopf gelandet sind: Es gibt wohl kaum eine Pflanze, die lange Zeit derart ungeliebt war wie die Brennnessel. Urtica dioica, die Große Brennnessel, und Urtica urens, die Kleine Brennnessel, sind Gartenbesitzern ein Begriff. Das Nesselgift führt zu Hautrötungen und Schwellungen, deshalb ist die Pflanze in Ungnade gefallen. Doch die Brennnesseln sind sogenannte Zeigerpflanzen. Überall dort, wo sie wachsen, ist der Boden sehr humusreich und stark mit Stickstoff versorgt.

Die Brennessel vielfältig einsetzbar
Die Brennessel vielfältig einsetzbar © APA


Die Blätter sind im Garten und in Heilkräutertees unverzichtbar. Nach umfassenden Untersuchungen enthalten die Pflanzen Ameisen-, Essig- und Zitronensäure, verschiedene Vitamine, Carotinoide, Aminosäuren sowie die Spurenelemente Eisen, Silicium, Magnesium, Kali, Kalzium, Phosphor und – für den Gärtner besonders interessant – viele stickstoffhaltige Substanzen.

Brennesseljauche für den Garten

Das ist auch der Grund, warum die Brennnesseljauche im Biogarten eine so große Bedeutung hat. Das Rezept: Ein Fass etwa zu zwei Dritteln am besten mit Regenwasser füllen. Auf zehn Liter Wasser ein Kilo frische, klein geschnittene Brennnesseln zufügen. Ein sonniger Standort ist günstig, dann kommt der Gärungsprozess rasch in Gang. Sobald kein Schaum mehr vorhanden ist, hat sich die Jauche beruhigt und ist einsatzbereit. Je nach Jahreszeit und Temperatur kann das bis zu zwei Wochen dauern. Im Verhältnis 1:10 wird die Jauche mit Wasser verdünnt direkt in den Wurzelbereich der Pflanzen gegossen.

Die Gundelrebe, auch Gundermann genannt, zählt ebenfalls zu den Zeigerpflanzen, wächst sie doch an nährstoffreichen Plätzen, vor allem in Hecken, an Wegrändern, auf frischen Wiesen und in Laubwäldern. Das kleine, unscheinbare Gewächs hat mit seiner Gegenwart schon manchen Gartenliebhaber zur Verzweiflung gebracht. Aufgrund der ätherischen Öle und der Bitterstoffe wurde der Gundermann früher als Gewürzpflanze verwendet, hatte einen fixen Platz in der Volksheilkunde und in der Suppe am Gründonnerstag.