Urban Farming im richtig großen Stil: Obstbäume werden extra für den kulinarischen Genuss der Stadtbewohner gepflanzt. Äpfel, Birnen, Pfirsiche verschönern die Asphaltwüsten. Bis die Zeit und die Früchte reif sind, dann wird geerntet. "Das könnte so weit gehen, dass man als Stadt autark wird, was Obst angeht", träumt Martin Mollay, der so ein Bepflanzungsprojekt in Wiener Neustadt ab Herbst durchführen möchte. Und tatsächlich: Aus dem Amt des dortigen Bürgermeisters heißt es, dieser sei durchaus angetan von der Idee, sie werde von den zuständigen Stellen gerade geprüft.

Virtuelles Vitaminverzeichnis

Hier in Graz ist man noch nicht ganz so weit - zumindest was den politischen Aspekt angeht. Die Rahmenbedingungen wurden mit einem TU-Projekt aber bereits geschaffen. "Mit unserer Fruit Map möchten wir die vorhandenen Obst- und Nussgehölze von Graz bekannt machen und den Bewohnern so die Möglichkeit geben, sie zu beernten", sagt Anne Oberritter vom Institut für Architektur und Landschaft. Zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Goritschnig und Studenten hat sie im letzten Jahr am virtuellen Vitaminverzeichnis gearbeitet. Wer die Karte im Internet aufruft, sieht sofort, wo der nächste städtische Fruchtvorrat zu finden ist, kann sich sogar nur die Obstsorten anzeigen lassen, auf die man gerade Appetit hat. Beispiele: Im Augarten wartet ein Apfelbaum, eine Baumhasel steht in der Stubenberggasse stramm.

"Die Stadt Graz forciert in der Stadtplanung schon seit Längerem den Erhalt und die Pflanzung von Naschobstbäumen", so Bürgermeister Siegfried Nagl. Seit 2010 findet man in der Rohrbachergasse den "Andritzer Obst- und Naschgarten", eine grüne Erholoase mit Vitaminanschluss. Eine Allee aus Obstbäumen reife in der Krottenhofstraße heran. Optischer Anreiz und Beitrag zur gesunden Ernährung in einem.

Ein erklärtes Fruit-Map-Ziel: Bestehende Ressourcen besser nutzen. Oberritter: "Es ist natürlich schade, wenn der Großteil des städtischen Obstes verfault." Nichtsdestotrotz: Großangelegte Ernteaktionen wären nicht erwünscht, sondern ein verantwortungsbewusster Umgang mit den bisher knapp 200 verzeichneten Fruchtbäumen. Also Naschen im Vorbeigehen, süße Snacks für zwischendurch. Da bekommt auch das Rathaus Lust auf mehr. Nagl: "Wir würden uns freuen, wenn sich die TU bei uns meldet und wir vielleicht gemeinsam etwas auf die Beine stellen könnten!"