So viele Bewerbungen wie noch nie und „echt gute Unternehmergeschichten“, wie es ein Jurymitglied ausdrückte – das waren die Ingredienzien der diesjährigen Primus-Gala. „Dieser Wirtschaftspreis versteht sich quasi als Antiserum gegen die bleierne Tiefdruckwolke, die Teile der Wirtschaft erfasst hat. Wir bitten klasse Unternehmertypen, junge Wilde ebenso wie Arrivierte, auf die Bühne“, sagte Hubert Patterer, Chefredakteur der Kleinen Zeitung.

„Wir sollten uns anstecken lassen von diesen coolen Typen und heute mit einer Vitaminpackung nach Hause gehen.“ Es wurde Wort gehalten.

Ein bunter Mix unterschiedlichster Branchen – junge, aufstrebende Kleinstunternehmen, beständig und nachhaltige wirtschaftende Familienbetriebe, wendige Nischenplayer, industrielle Schwergewichte – sorgte für den Glanz dieses Abends. Der Tenor: Die Zeiten sind nicht einfach und einige Hürden müssen gemeistert werden, aber der Wille zum Durchstarten ist unvermindert vorhanden.

Mehr als 350 illustre Gäste erwiesen den stolzen Primus-Gewinnern Donnerstagabend in der Grazer Helmut-List-Halle ihre Reverenz. Die Primus-Gala der Kleinen Zeitung ist nicht nur der würdige Rahmen für Spitzenleistungen im Unternehmertum, sondern traditionell auch ein Netzwerk-Gipfel für die Spitzen der heimischen Wirtschaft.

„Geistesblitze für Wien“

Der von Claudia Reiterer moderierte Galaabend legte mit geballter unternehmerischer Frauenpower los: Aus den Händen von Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank, bekamen Verena Kassar und Sarah Reindl vom jungen Start-up „das Gramm“ den Primus in der Kategorie Nachhaltigkeit überreicht. Die Auszeichnung ist für die beiden gewissermaßen eine Ouvertüre: Morgen werden sie den ersten gänzlich verpackungsfreien Laden in der Grazer Neutorgasse eröffnen. Kassar und Reindl konnten sich damit knapp gegen die weiteren Nominierten, EcoCan und Wenzel Logistics, durchsetzen.

Mit packenden jungen Geschäftsideen ging es weiter. Ausgeklügelte und zukunftsweisende Innovationen stehen traditionell in der Kategorie „Geistesblitz“ zur Wahl, deren Sieger am Galaabend stets via SMS-Voting vom Saalpublikum gekürt wird. Durchsetzen konnte sich Commod-Haus um das Duo Michaela Maresch und Gerald Brencic. Alfons Moser aus der Business-Division des Mobilfunkers „Drei“ überreichte die Auszeichnung.

„Da ist eine Menge Musik drinnen, wenn man sieht, welche Unternehmen heute im Rampenlicht stehen“, freute sich auch Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann. Der Kategoriename „Stille Größe“ lässt es zwar kaum vermuten, aber hier setzten die drei Nominierten mit ihren beständigen unternehmerischen Leistungen laute Ausrufezeichnen. Aus dem Top-Trio Heldeco, voestalpineRotec, Supernova konnte sich mit Heldeco ein Paradefamilienunternehmen durchsetzen, das sich mit seinen Präzisionsteilen weltweite Anerkennung sichern konnte. Freudestrahlend nahm Geschäftsführer und Eigentümer Helmut Dettenweitz die Trophäe von Buchmann entgegen.

Ganz ohne Polit-Talk kommt, so kurz nach einer so einschneidenden Bundespräsidentenwahl, freilich auch eine Wirtschaftsgala nicht aus. Aus der Steiermark wurden einige unmissverständliche Botschaften Richtung Wien geschickt. In Anlehnung an die Primus-Kategorien meinte LH-Vize Michael Schickhofer: „Ich erwarte mir Geistesblitze und Mut von der Bundesregierung.“ Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer betonte, dass der Regierung in Wien wohl nur noch „eine Chance“ bleibe, der Streit müsse aufhören. Man erwarte sich endlich lösungsorientierte Politik und vor allem ein unternehmerfreundliches Klima, „Unternehmer sind Vorbilder, keine Feindbilder“.

Voves hält Laudatio auf Pildner-Steinburg

Zwischen den mutigen Geschäftsideen von Flecks Steirerbier, Inandout sowie Frutura fiel die Entscheidung in der Kategorie „Mut“. Aus den Händen von WK-Vizepräsident Andreas Herz erhielt schließlich das Frutura-Dreigestirn Manfred Hohensinner, Franz Städtler und Johann Schwarzenhofer den Primus.

Einer der Höhepunkte war einmal mehr der Primus für das Lebenswerk, mit dem heuer dem jahrzehntelangen Schaffen von Jochen Pildner-Steinburg Rechnung getragen wurde. In einer launigen Laudatio beleuchtete Alt-Landeshauptmann Franz Voves das Wirken des Industriellen, der heuer nicht nur als IV-Präsident das Zepter an die nächste Generation übergibt, sondern auch in seinem Unternehmen GAW technologies das Ruder an seine Tochter Nina weiterreichte.