Knalleffekt an einer Hypo-Nebenfront: Das von den beiden renommierten, preisgekrönten Standard-Redakteuren Renate Graber und Andreas Schnauder verfasste Aufdeckerbuch „Akte Hypo Alpe Adria“ wurde nach Informationen der Kleinen Zeitung gestern aus dem Verkehr gezogen.

Ex-Hypo-Vorstand Thilo Berlin hat jene Passagen, in denen aus dem Tagebüchern des Ex-Hypo-Chefs zitiert wird, mit einer einstweiligen Verfügung - diese liegt der Kleinen Zeitung vor - belegt. Auch einige Formulierungen über den Lebenswandel des in der Hypo-Causa Beschuldigten wurden beeinsprucht. Entsprechende Urteile wurden durch die Justiz in Hamburg und Wien getroffen.

Das Buch, von dem mehr als 4000 Stück verkauft wurden, verschwand gestern aus den Buchhandlungen, aber auch von der Amazon-Homepage und der Homepage des Linde-Verlags. Ob der Verlag Einspruch gegen die Entscheidung erhebt, steht nicht aus.

Theoretisch könnte der Verlag das Buch mit geschwärzten Seiten wieder veröffentlichen. Ob die einstweilige Verfügung vor den Höchstgerichten hält, ist ohnehin mehr als fraglich. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat in der Vergangenheit wiederholt vergleichbare Entscheidungen als tiefen Eingriff in die Medienfreiheit aufgehoben. 

MICHAEL JUNGWIRTH