Der Niedergang der Hypo Alpe Adria ist nach Meinung des ehemaligen OeNB-Bankenprüfers Ronald Laszlo nicht absehbar gewesen. "Wer heute sagt, dass das von Anfang an klar war, der geht an der Realität vorbei", sagte Laszlo vor dem Hypo-U-Ausschuss am Donnerstag.

Zu einem Gutachten der Nationalbank, das die frühere Hypo Alpe Adria vor dem Fließen des staatlichen Partizipationskapitals 2008 als "not distressed" bezeichnet hatte, meinte Laszlo unter Hinweis auf seine "persönliche Ansicht", dass "auf eine dumme Frage eine dumme Antwort gegeben" wurde. Es sei eine Entscheidungsfrage zum wirtschaftlichen Zustand der Skandalbank gestellt worden - "das ist per se kein Zugang - so als ob man auf die Frage nach der Uhrzeit mit 'Ja' oder 'Nein' antworten müsste", sagte Laszlo, der auch darauf verwies, dass die Nationalbank wohl eine gewisse Graustufe zwischen dem "Schwarz" oder "Weiß" habe darstellen wollen. Laszlo kam beruflich aber nicht mit dem entsprechenden Gutachten in Kontakt. Er musste die Notenbank vielmehr auf Druck des Direktoriums im Herbst 2008 verlassen.

Chancen "aggressiv genutzt"

Zuvor habe die Hypo insgesamt "ihre Chancen aggressiv genutzt" und sich von einer kleinen Landesbank zu einer Großbank entwickelt. Im Zusammenhang mit diesem Wachstum habe es gewisse Probleme gegeben. Vor allem dann wie die Bank komplexere Produkte in ihr Swap-Buch aufgenommen und Verluste in dreistelliger Millionenhöhe erlitten hatte. Laszlo leitete nach dem Bekanntwerden der Swapverluste im April 2006 die Vor-Ort-Prüfung bei der Hypo.

Die Zusammenarbeit in seinem Prüfungsteam bezeichnete Laszlo als "ausgezeichnet". Prüfungsteam-Mitglied und FMA-Vor-Ort-Prüfer Johann Schantl hatte gestern vor dem Hypo-U-Ausschuss die Zusammenarbeit im Team als schwierig beschrieben. Laszlo verneinte dies, und lobte den "sehr investigativen Stil" und die "forensische Arbeit" von Schantl. Er habe eine Vielzahl an Basisdokumenten herbeigeschafft. "Schantl war ein lieber Kollege. Wir haben gut zusammengearbeitet, ich kann die Aussage nicht nachvollziehen", betonte Laszlo. Der Hypo-Prüfbericht zu den Swaps sei von allen Prüfern unterschrieben worden.

"Gröbere Mängel" im Risiko-Managment

Im Prüfbericht habe man beim Marktrisikomanagement der Hypo "gröbere Mängel" festgestellt. Die Bank sei nicht in der Lage gewesen, strukturierte Produkte richtig zu preisen und es habe auch keine Limits gegeben. "Die Positionen waren relativ giftig", beschrieb Laszlo die Swap-Geschäfte der Hypo. Vom ökonomischen Gehalt seien einige Swaps der Hypo keine normalen Swap-Geschäfte gewesen, wie sie beispielsweise von Industrieunternehmen genutzt werden. Die Hypo sei an einer "sehr aggressiven Währungsoption gescheitert". Innerhalb von wenigen Tagen habe sich die Swap-Position verschlechtert und die Zuständigen hätten zu spät reagiert.

Auf die Frage von ÖVP-Vertreterin Brigitte Jank, ob die Hypo mit dem Land Kärnten als Eigentümer "eine Strategie" verfolgt habe, verneint Laszlo. Er neige "nicht zu Verschwörungstheorien". Es sei klar, dass der Eigentümer "gewisse Interessen" habe.

Selbstbeschuldigung

Laszlo verließ die OeNB wegen einer anderen Causa im Jahr 2008. "Ich habe eine Fehlleistung begangen und bin deswegen demissioniert. Ich bin zurücktreten von meiner Funktion", sagte er vor dem U-Ausschuss. Die Causa habe nicht mit der Hypo zu tun, betonte er.

Dass es 2006 noch Mängel gab, die in Hypo-Prüfungen schon 2002 kritisiert worden waren, erklärte Laszlo auf Fragen der Grünen Ruperta Lichtenecker damit, dass 2002 Mängel im Pricing von Derivaten aufgezeigt worden waren, bei deinen die Hypo bis 2004 Verbesserungen eingeführt habe. Trotzdem seien gewisse Produkte 2006 schließlich nicht bepreisbar gewesen, weil sie wesentlich riskanter und komplexer gewesen seien als 2002.

Aufregung um Aktenvermerk

Inhaltlich hat ein Nationalbank-Aktenvermerk für Aufregung gesorgt, der darauf hindeutete, dass OeNB und FMA schon 2007 mehr über kritische Vorgänge wussten als bisher bekannt. Schlussendlich hätten sich Vorwürfe des Hypo-Wirtschaftsprüfers gegen den damaligen AR-Chef Wolfgang Kulterer aber nicht erhärtet, sagte ein Nationalbank-Sprecher auf APA-Anfrage. Verfahrenstechnisch sollten am Donnerstagabend nach endgültigem Ende der Befragungen vor allem noch Schritte in Richtung VfGH wegen der geschwärzten Akten gesetzt werden.

Der ursprünglich vom Hypo-Wirtschaftsprüfer geäußerte Verdacht auf Kick-Back-Zahlungen an Kulterer sei "nach eingehender weiterer Prüfung" vom Prüfer wieder zurückgenommen worden, so die Notenbank. Im Aktenvermerk der Nationalbank von Februar 2007, den die NEOS heute im U-Ausschuss vorlegten, war davon die Rede gewesen, dass es "einen Vorgang in Kroatien" gebe, "der als Kick-Back-Zahlung an den AR-Vorsitzenden Kulterer gewertet werden könne". Natürlich hätte man umgehend die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, hätte sich der Verdacht erhärtet - was aber eben nicht der Fall gewesen sei, so der Notenbank-Sprecher.

Kontrollinstrumente nicht ausreichend

Indes erklärte der erste Zeuge des Tages, OeNB-Bankenprüfer Wolfgang Geyer, der die Hypo 2007 noch als FMA-Mitarbeiter mitprüfte, dass "die Kontrollinstrumente für das Geschäftsmodell (der Hypo, Anm.) weder ex-post noch ex-ante ausreichend waren. Wenn ich nicht weiß, wer ein Kreditnehmer ist, oder wer hinter einem Konstrukt steckt, dann ist klar, dass es ein erhöhtes Risiko für die Bank gibt, dass nicht zurückgeführt wird. Weil es niemanden gibt, den man greifen kann."

Geyer, wie auch die zweite Auskunftsperson am Donnerstag, der ehemalige OeNB-Bankenprüfer Ronald Laszlo, der die Hypo-Swap-Prüfung 2006 leitete, lobten die Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden Finanzmarktaufsicht (FMA) und Nationalbank. Laszlo meinte: "Wer heute sagt, dass das von Anfang an klar war, der geht an der Realität vorbei."

Aggressives Wachstum

Dass es 2006 noch Mängel gab, die in Hypo-Prüfungen schon 2002 kritisiert worden waren, erklärte Laszlo damit, dass 2002 Mängel im Pricing von Derivaten aufgezeigt worden waren, bei denen die Hypo bis 2004 Verbesserungen eingeführt habe. Trotzdem seien gewisse Produkte 2006 schließlich nicht bepreisbar gewesen, weil sie wesentlich riskanter und komplexer gewesen seien als 2002. Die Swap-Verluste seien von den Prüfern so entdeckt worden: Die Wirtschaftsprüfer hätten in der Hypo-Bilanz 2005 einen signifikanten Rückgang beim Zinsertrag bemerkt. Dann habe man sich das Swap-Buch näher angesehen und Swaps entdeckt, die von vornherein nachteilig für die Bank gewesen seien. Die Bank habe die Swapverluste von mehr als 300 Mio. Euro als Kredite in Swaps verpackt. Der damalige Hypo-Chef Kulterer musste dann "zu Recht gehen", so der ehemalige Bankenprüfer. Einen Verlust zu verschleiern sei vorsätzliche Bilanzfälschung. Kulterer wurde allerdings Hypo-Aufsichtsratschef, nachdem er als Vorstand gehen musste.

Einerseits sah Laszlo das aggressive Wachstum der Hypo als einen der Hauptgründe für das Desaster - denn die bankenaufsichtlichen Regelungen hätten vor allem damit nicht Schritthalten können. Anderseits sei auch die Verflechtung von Bank und früherem Eigentümer der Hypo - also dem Land Kärnten - ein Hauptgrund gewesen für das Bankenskandal in Milliardenausmaß.

Zu einem Gutachten der Nationalbank, das die frühere Hypo Alpe Adria vor dem Fließen des staatlichen Partizipationskapitals 2008 als "not distressed" bezeichnet hatte, meinte Laszlo unter Hinweis auf seine "persönliche Ansicht", dass "auf eine dumme Frage eine dumme Antwort gegeben" wurde. Es sei eine Entscheidungsfrage zum wirtschaftlichen Zustand der Skandalbank gestellt worden - "das ist per se kein Zugang - so als ob man auf die Frage nach der Uhrzeit mit 'Ja' oder 'Nein' antworten müsste", sagte Laszlo, der auch darauf verwies, dass die Nationalbank wohl eine gewisse Graustufe zwischen dem "Schwarz" oder "Weiß" habe darstellen wollen. Laszlo kam beruflich aber nicht mit dem entsprechenden Gutachten in Kontakt. Er musste die Notenbank vielmehr auf Druck des Direktoriums im Herbst 2008 verlassen.