Schreiduelle zwischen Richter und Verteidigern, Ermahnungen, Befangenheitsanträge am laufenden Band. Zimperlich war es beim Hypo-Vorzugsaktienprozess, der im Frühjahr 2014 zu Ende ging, nicht zugegangen. Vergleichsweise ruhig und sachlich verläuft bis dato der Hypo-V-Prozess rund um die Causa Paradiso. Sieben Angeklagte, darunter die Ex-Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer, Günter Striedinger und Gert Xander, müssen sich wegen Untreue verantworten. Die Bank hatte für den nie realisierten Kunstpark Paradiso in Wien einen Kredit eingeräumt und letztlich einen Schaden von über sieben Millionen Euro erlitten.

Am Donnerstag wurde einer der Projektinitiatoren, ein Sohn des Künstler Ernst Fuchs, einvernommen. „Das Projekt hätte ein Gesamtkunstwerk von Ernst Fuchs und des Phantastischen Realismus werden sollen“, sagt der Angeklagte. In der Nähe des Ernst-Fuchs-Museums waren ein Kunstpark, eine Akademie und Künstlerwohnungen geplant.

„Gab Kampagne gegen das Projekt"

Über den ebenfalls angeklagten früheren FPÖ-Politiker Gernot Rumpold sei der Kontakt zur Hypo entstanden. „Die Bank hatte ein Interesse sich in Wien zu präsentieren, weil das ein Prestigeprojekt war“, erzählt der mittlerweile in Thailand lebende Mann. „Was hätte mit diesen 7,5 Millionen finanziert werden sollen?“, fragt Richterin Ute Lambauer. „4,5 Millionen waren für den Rohbau vorgesehen, drei Millionen für den Bereich Kunst“, sagt der Angeklagte. 1,3 Millionen Euro flossen auf das Konto des Ateliers Fuchs in Monaco, mehrere Hunderttausend Euro landeten in Thailand. „Dort wurden mehrere Skulpturen gefertigt.“

Eigenmittel gab es de facto nicht. „Aber es gab ein Baurecht. Und das fertige Projekt hätte einen Wert von 28 Millionen Euro gehabt“, versucht der Mann zu argumentieren. Nach Streit in der Familie („eine Kampagne gegen das Projekt“) distanzierte sich Ernst Fuchs von den Plänen. Daraufhin habe die Hypo den Kredit eingefroren. Die Projektgesellschaft musste später Konkurs anmelden. Der Prozess wird am kommenden Dienstag mit der Einvernahme des zweiten Projektbetreibers fortgesetzt.

WOLFGANG FERCHER