Wer sich in das "Moser Verdino" setzt, will gesehen werden. In diesem schicken Klagenfurter Innenstadtcafé gab Jörg Haider nur wenige Stunden vor seinem tödlichen Unfall der Kleinen Zeitung ein letztes großes Interview. Jetzt sitzt hier Stefan Petzner, Haiders Sprecher und Berater.

"Ich führe keine Kriege"

Er ist blendend gelaunt, raucht eine Marlboro nach der anderen und bestellt einen Hugo, das neue Kärntner Trendgetränk mit Prosecco und Holunder. Petzner sagt: "Ich führe keine Kriege. Aber wer mir den Krieg erklärt, muss wissen, dass er ihn verliert". Fast schade, meint er, dass die Landesräte und Parteichefs Uwe Scheuch (FPK) und Josef Martinz (ÖVP) schon zurückgetreten sind.

Was er Richter Manfred Herrnhofer am Montag zum Kärntner Parteispenden-Skandal um das Millionen-Honorar für Dietrich Birnbacher erzählen wird, verrät der BZÖ-Abgeordnete noch nicht. Aber Petzner lässt keine Gelegenheit aus zu betonen, dass sich seine zum FPK gewechselten früheren Parteifreunde vor seinem Wissen ängstigen müssen. Ende 2009 haben sie Petzner eiskalt abserviert. Jetzt könnte die Stunde der Abrechnung schlagen. Petzner selbst will nichts zu befürchten haben, obwohl ÖVP-Landesrat Achill Rumpold zuletzt wegen seiner Mitwisserschaft im Fall Birnbacher gehen musste.

Die Zeugenaussage könnte zu Petzners letztem spektakulären Auftritt werden. Denn auch ihm droht wegen einer BZÖ-Imagebroschüre, die im Wahlkampf 2009 auf Steuerkosten produziert und verschickt wurde, die Anklagebank. Bei einer Verurteilung will er sich aus der Politik zurückziehen. Schon jetzt tritt er kürzer: Sollte es in Kärnten zu Neuwahlen kommen, will Petzner nicht mehr BZÖ-Kampagnenleiter werden: "Ich habe genug von Wahlkämpfen".

Dabei brachten ihm seine mitunter skrupellosen Kampagnen die größten Erfolge. Er attackierte die frühere SPÖ-Chefin und Landeshauptmann-Vize Gaby Schaunig so lange, bis sie das Handtuch warf. "Sie war eine Frau und sie war sympathisch - eine potenzielle Gefahrenquelle", sagt Petzner. "Meine Aufgabe war es, sie unter Beschuss zu nehmen und auszuschalten". Weil Schaunig den Hypo-Verkauf kritisierte, ließ er sie als "Quakente" karikieren, es hagelte Angriffe gegen ihre Familie, die Petzner später zurücknehmen musste. "Wenn man hier moralische oder ethische Bedenken hat, hat man den falschen Job".

"Mit Haider im Reinen"

Trotzdem: Er habe aus "Idealismus" gehandelt, sagt Petzner, im Vertrauen auf seinen Mentor Haider, dessen Tod ihn mehr als alle anderen traf. Ob er sich nun, im Nachhinein, nicht betrogen fühle? Petzner denkt lange nach. "Eigentlich nicht", sagt er. "Ich bin mit Haider im Reinen". Das mag auch an einer gewissen Leichtigkeit liegen, "die mich mit Haider stets verbunden hat".

Daher weiß der 31-Jährige auch jetzt schon, was nach der Politik kommen soll: ein eigenes Kaffeehaus in Wien. Petzner, der als freiheitlicher Propagandist kein gutes Wort über Ausländer verlor, weiß auch bereits, wer sein Kompagnon sein könnte: "Ein türkischer Freund".