Der mutmaßliche künftige oberste Chef der rund 3900 Mitarbeiter der Hypo Alpe Adria auf dem Balkan sitzt in Boston und gilt als einer der einflussreichsten Finanzmanager der USA: Peter Brooke, Chairman des Hedgefonds Advent International Corporation, der die Kleinigkeit von 18 Milliarden Euro an Fondsvermögen verwaltet. 1984 hat Brooke Advent gegründet, elf Jahre war er selbst CEO. Advent, mit Niederlassungen von Bogota und Frankfurt bis Mumbai und Shanghai, hat in 30 Jahren weltweit in Hunderte Unternehmen investiert und je nach Bedarf zerlegt, verkauft oder, in 130 Fällen, erfolgreich an Börsen gebracht. Advent ist in Banken ebenso investiert, wie in Öl, Energie oder Gesundheitswirtschaft, Altenpflege, Kaffee oder Tierfutter.

Aus der Portokassa

Bereits in den kommenden Tagen kann sich Advent den nächsten Happen holen - vergleichsweise als Schnäppchen aus der Portokassa. Bis Ende Oktober, zum Weltspartag also, soll der Verkauf des Südosteuropa-Netzwerkes der Hypo ausgehandelt sein. Die EU verlangt bekanntlich den Abverkauf der Balkan-Hypos als Teil der Hypo-Zerschlagung bis Mitte 2015. Damit die SEE-Gruppe mit knapp 250 Filialen in Kroatien, Serbien, Montenegro, Slowenien und Bosnien-Herzegowina überhaupt verkaufbar wurde, musste man Milliarden an faulen Krediten und Projekten in die Abbaueinheit Heta Asset Resolution (vom griechischen Buchstaben Heta für H) verschieben und dem Steuerzahler umhängen. Schon im Vorjahr musste man den Buchwert der Balkan-Hypos von 1,3 Milliarden auf 500 Millionen senken. Niemand glaubt, dass wenigstens dieser Buchwert beim Verkauf auch nur annähernd erzielt wird.

Rucksack Bosnien

Zuletzt wollten die Interessenten dem Vernehmen nach die Hypos in Bosnien-Herzegowina herausreklamierten, weil die dortige Wirtschaftskrise keinerlei Perspektiven eröffnet. Bosnien zieht also den Preis in der Endverhandlung mit nur noch einem Bieter noch einmal hinunter.

Bulgaren, Russen out

Noch im Sommer waren Oligarchen aus Bulgarien und Russland mit im Bieter-Rennen um die Balkan-Hypos. Der Bulgare Zvetan Wassilew war als Interessent im Verbund mit der zweitgrößten russischen Bank VTB gehandelt worden. Dessen bulgarische Corporate Commercial Bank (KTB) ging aber im Juli als Betrugs- und Korruptionsfall unter und Wassilew auf der Flucht vor Morddrohungen nach Wien. Noch bis zuletzt galt der Bulgare Denis Barekov gemeinsam mit der russischen KTB als Interessent. Er ist aber ebenso aus dem Rennen wie der russische Oligarch Igor Kim. Die Spekulationen rund um mögliche russische Käufer der Balkan-Hypos beschäftigten Kommentatoren in US-Magazinen wie Forbes, die selbst deutsche Verbindungsmänner von Chealsey-Eigentümer Roman Abramovic vermuteten.

Sozialplan

Dass die neuen Eigentümer der Balkan-Hypos eine Bankzentrale in Klagenfurt behalten, erwartet niemand. Naheliegend kann Zagreb die neue Zentrale werden, wo die längste Hypo-Erfahrung auf dem Balkan daheim ist. Bereits im April berichtete die Kleine Zeitung über einen Sozialplan für die rund 600 Mitarbeiter in der Klagenfurter Zentrale. Nur 200 dürften in der Balkan-Gruppe bleiben. Sogar die Abbau-Einheit Heta, die sich selbst ausdünnt, könnte früher oder später nach Wien übersiedeln.

Gewinn beim Inder

Nicht betroffen sind die Mitarbeiter der früheren Österreich-Hypo in der nunmehr indischen Austria Anadi Bank, die 2014 sieben Millionen Euro Gewinn nach Steuern erwartet.