Die Entscheidung der Briten für einen EU-Austritt ist nach Einschätzung von Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor fast dreißig Jahren vergleichbar. Es sei ein "politisches Beben gleicher Größenordnung", sagte Kater am Freitag. Als Folge rechnet er mit einer Konjunkturdelle in Euroland und einer Rezession in Großbritannien.

"Für Euroland fallen die wirtschaftlichen Brexit-Effekte nicht so ins Gewicht wie für die Insel-Wirtschaft: schließlich macht die EU 45 Prozent des britischen Außenhandels aus, umgekehrt das Vereinigte Königreich nur 8 Prozent des EU-Außenhandels." Für einzelne Branchen und Unternehmen könnten die Folgen allerdings immens sein.

"Niederlage der Vernunft"

Der Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, Clemens Fuest, hat das Votum der Briten für einen EU-Austritt als "Niederlage der Vernunft" kritisiert. "Die Politik muss jetzt alles tun, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen", teilte Fuest Freitag früh mit. Dazu gehöre es, dass Großbritannien so weit wie möglich Teil des EU-Binnenmarkts bleibe.

"Es ist wichtig, die Verhandlungen darüber möglichst schnell zum Abschluss zu bringen, damit die Phase der Unsicherheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen möglichst kurz bleibt."