Trotz des Schwächeanfalls der US-Wirtschaft zu Jahresbeginn ist eine Zinserhöhung im Juni einem führenden Notenbankmitglied zufolge möglich. "Unsere Optionen sind offen", sagte der Chef der Federal Reserve (Fed) von St. Louis, James Bullard, am Rande einer Konferenz in Palo Alto.

Wenn die Wirtschaftsdaten es erforderten, sei eine geldpolitische Straffung im nächsten Monat durchaus vorstellbar. Dann würden sich voraussichtlich auch die Investoren darauf einstellen. Zuletzt war an den Märkten die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung im Juni jedoch nur auf 16 Prozent taxiert worden.

Die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten hatte von Jänner bis März aufs Jahr hochgerechnet nur um magere 0,5 Prozent zugelegt. Zudem haben die Firmen einer Umfrage zufolge zuletzt weit weniger Stellen geschaffen als erwartet. Für den noch am diesem Freitag anstehenden offiziellen Jobmarktbericht für April erwarten Experten jedoch einen relativ kräftigen Zuwachs von 202.000 Stellen.

Auf der Konferenz in Kalifornien sagte der US-Währungshüter John William, die von der Notenbank angestrebte Vollbeschäftigung sei bei einer Arbeitslosenrate von zuletzt 5,0 Prozent erreicht. In der Notenbank seien zwei bis drei Zinserhöhungen in diesem Jahr im Gespräch. Der Chef der Fed von Dallas, Robert Kaplan, sagte, die Zinsen auf dem derzeit niedrigen Niveau zu belassen, sei mit Nachteilen verbunden. Doch Zinserhöhungen ließen sich nicht erzwingen.

Die Fed hatte im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren ihre geldpolitischen Zügel angezogen. Danach folgten allerdings keine weiteren Anhebungen mehr. Die Währungshüter begründeten ihren vorsichtigen Kurs insbesondere mit der Abkühlung der Weltkonjunktur und Finanzmarktturbulenzen. Aktuell hält die Fed ihre Leitzinsen in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.