Vor dem Tag der Arbeit am 1. Mai streiten Industrie und Gewerkschaft um eine Verkürzung der Arbeitszeit - vor dem Hintergrund einer Rekordarbeitslosigkeit.

Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung, erteilte der Forderung von Sozialminister Alois Stöger und ÖGB-Chef Erich Foglar nach einer Arbeitszeitverkürzung einmal mehr eine Absage: Sie sei der völlig falsche Weg, betonte Kapsch in einer Aussendung. "Österreich braucht bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen, um so ein Klima zu schaffen, in dem wieder investiert wird und Arbeitsplätze entstehen können. Maßnahmen, die die rekordverdächtigen Arbeitskosten weiter erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes weiter verschlechtern sind kontraproduktiv. Internationale Beispiele - allen voran Frankreich - haben deutlich gezeigt, dass Arbeitslosigkeit durch Arbeitszeitverkürzung steigt und nicht zurückgeht", erklärt Kapsch.

"Stagnation überwinden"

Anders Wolfgang Katzian, Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten. Wer Arbeitszeitverkürzung als eine Maßnahme ausschließe, verschließe die Augen vor der Realität, anwortete Katzian. Während Hunderttausende auf Arbeitszeit Null gesetzt seien, gebe es insbesondere in Österreich immer mehr Beschäftigte, die zu lange arbeiten, so Katzian. "Die Stagnation in Sachen Arbeitszeitverkürzung ist endlich zu überwinden, liegt doch die bestehende gesetzliche Regelung bereits 40 Jahre zurück. Auch die letzten Schritte in Kollektivverträgen wurden vor nunmehr 25 Jahren gesetzt." Katzian fordert neue Arbeitszeitmodelle, die den Arbeitnehmern "mehr Zeit zum Leben" lassen, ihnen "Zeit für Familie, Regeneration, Sport oder Weiterbildung" ermöglichen.