Am Landesgericht Klagenfurt hat Dienstag Früh der nächste Strafprozess in der Causa Hypo begonnen. Auf der Anklagebank sitzen die früheren Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer, Günter Striedinger und Josef Kircher, ein weiterer Ex-Hypo-Manager, ein kroatischer Geschäftsmann sowie zwei österreichische Unternehmer, die das Hotelprojekt "Miramare" in Kroatien realisieren wollten.

Der Angeklagte Walter Wolf, früherer Formel-1-Rennstallbesitzer, der von der Hypo zu Unrecht 240.000 Euro kassiert haben soll, ist nicht erschienen. Laut seinem Anwalt ist der in Kanada lebende Wolf schwer erkrankt und nicht reisefähig. Richterin Akiko Kropfitsch wird das Verfahren gegen ihn ausscheiden.

Sachverhalte getrennt

Zu Beginn der Verhandlung werden auch die Themenkomplexe „Miramare“ und „Amfora Maris“ ausgeschieden, sie werden zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt. In der Causa „Jacques Lemans Uhren“ sind nur Kulterer, Kircher und Walter Wolf angeklagt. 240.000 Euro soll der Austro-Kanadier von der Hypo kassiert haben, laut Anklage lief der Deal über den Uhrenproduzenten Alfred Riedl. Eine Vorauszahlung für Uhren, die dann nie geliefert wurden, soll an Wolf weitergeleitet worden sein. Vonseiten der Hypo sollen Kulterer und Kircher das Geschäft eingefädelt haben, um Wolf nach langen Streitereien mit der Bank zufrieden zu stellen.

Die beiden anwesenden Angeklagten erklärten sich für nicht schuldig. Kulterer-Verteidiger Josef Weixelbaum wirft dem Staatsanwalt vor, seinen Mandanten wieder einmal zum "Sündenbock" machen zu wollen. Auch Kircher-Anwalt Richard Soyer erklärt, dass sein Mandant nicht schuldig sei. Für die 240.000 Euro, die von der Hypo über Riedl an Wolf geflossen waren, habe es sehr wohl eine Gegenleistung gegeben. Wolf habe damals ein Grundstück in Kroatien an eine Hypo-Tochter verkauft, argumentiert Soyer. Wegen Verzögerungen bei der Eintragung im Grundbuch sei es zu dieser "Zwischenfinanzierung" gekommen. Von Untreue könne keine Rede sein, weil es sehr wohl eine Gegenleistung gegeben habe.

Die Ausgangslage

Aus heruntergekommenen Gemäuern sollte im kroatischen Kur- und Badeort Crikvenica ein wunderbares Vier-Sterne-Hotel direkt am Meer werden. Die Projektentwickler hatten viele Ideen, aber wenig Geld. Bis 2006 die Rettung in Form der damaligen Hypo Alpe Adria kam. Die gewährte einen Kredit von 17,7 Millionen Euro für Ankauf und Renovierung des Gebäudes.

Und das, obwohl die zuständigen Abteilungen wegen fehlender Sicherheiten ihre Bedenken äußerten. Trotzdem sollen die damaligen Hypo-Vorstände Wolfgang Kulterer, Günter Striedinger und Josef Kircher sich für die Kreditvergabe ausgesprochen haben. Neun Jahre danach müssen sich die drei Genannten sowie zwei Projektentwickler ab heute wegen Untreue vor dem Landesgericht Klagenfurt verantworten. Der Hypo soll laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Klagenfurt ein Schaden von 2,85 Millionen Euro entstanden sein. Realisiert wurde Miramare nie, 2011 war die Projektgesellschaft pleite.

Kulterer und Striedinger sind, neben einem früheren Hypo- Marktmitarbeiter, auch in der Causa Amfora Maris angeklagt. Hier wurde einem kroatischen Getränkeabfüller ein Kredit in Höhe von 4,8 Millionen Euro eingeräumt, obwohl sich dieses Unternehmen damals schon in akuter Insolvenzgefahr befunden haben soll. Vermeintlicher Schaden: 1,18 Millionen Euro.

WOLFGANG FERCHER