Nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen stürzte die VW-Aktie zunächst ins Bodenlose. Notierte das Papier von Europas größtem Autokonzern Mitte September noch bei knapp über 170 Euro, fiel der Kurs bis Ende Oktober auf weniger als 110 Euro und in der Folge auf weniger als 100 Euro. In der zweiten Novemberhälfte nahmen die VW-Aktien jedoch wieder an Fahrt auf. Bei 124 Euro je Aktie lag der Kurs am vergangenen Donnerstag, heute, Montag Vormittag, behauptet sie sich bei knapp unter 126 Euro.

"Die Verunsicherung am Markt war groß, jetzt, wo wir scheibchenweise Informationen bekommen haben, beruhigt sich die Situation – auch auf dem Aktienmarkt. Wir sehen jetzt eine Erleichterungsbewegung, die sich mit dem Verlauf der Aktie zeigt", erklärt Aktien-Analyst Alexander Langhorst von GSC-Research aus Düsseldorf der "Bild"-Zeitung.

Gegenbewegung

Begonnen habe der klare Aufwärtstrend mit einer Mitteilung des Kraftfahrtbundesamtes am vergangenen Mittwoch. Das hatte die von VW vorgeschlagene Vorgehensweise zum Beheben der Software-Manipulation genehmigt.

Laut Alexander Langhorst gebe es noch weitere Gründe für die Erholung: "Zum einen die klassische Gegenbewegung, nachdem viele Anleger ausgestiegen sind." Viele würden jetzt wieder investieren. Schließlich handele es sich noch immer um einen der größten Autobauer der Welt.

Schaden geringer als befürchtet

Kurstreibend sei, das schreibt das Schweizer Wirtschaftsmagazin "Bilanz", dabei nicht nur die fortschreitende Entspannung im Abgasskandal, sondern unter anderem auch die fundamentale Bewertung. Trotz der hohen Rückstellungen für drohende Skandal-Folgen schrieb VW im dritten Quartal nur einen vergleichsweise kleinen Verlust von 1,7 Milliarden Euro. Der Gewinn im Neunmonatszeitraum halbierte sich dadurch zwar, doch da standen immerhin noch 4,0 Milliarden Euro in den Büchern.

Der Rückrufschaden könne, so "Bilanz", möglicherweise deutlich geringer sein als anfänglich befürchtet. Möglicherweise werde sich der gesamte Skandal schon in einigen Monaten zunehmend nur als Sturm im Wasserglas entpuppen.

Gesunde Konzernteile

Laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" seien die Analysten-Urteile zur VW-Aktie zwar nach wie vor zurückhaltend - jeder Dritte empfehle den Verkauf der Aktie. Jedoch würden andere Analysten auch auf den Wert von Konzernteilen verweisen, die vom Skandal nicht betroffen sein dürften: Porsche, das Lkw-Geschäft China und auch Audi, wo bisherigen Ergebnissen zufolge sich die Manipulationen in Grenzen halten. Auch ohne Volkswagen, Seat und Skoda sei VW mehr wert als die aktuell für die Vorzüge bezahlten rund 125 Euro. Dies sei auch die Gefechtslage vieler Schnäppchenjäger. "Viele kurzfristig orientierte Anleger warten nur auf positive Nachrichten. Kauf-Optionsscheine auf VW sind derzeit gesucht."