Die Manipulation von CO2-Angaben bei VW verunsichert nach Angaben des Betriebsrats zunehmend die Kunden. "Es gibt schon eine Kaufzurückhaltung", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh am Freitag in Wolfsburg. Die Größenordnung des Bestellrückgangs bezifferte er nicht.

Große Unternehmen müssen beim Kauf von Firmenwagen darauf achten, dass ihre Fahrzeugflotten einen bestimmten Kohlendioxid-Ausstoß nicht überschreiten. Die CO2-Werte eines Fahrzeugs fließen zudem in die Berechnung der Kfz-Steuer ein. "Das Thema CO2 hat eine größere Vertrauenskrise erzeugt als das Thema Stickoxide."

Arbeitsplätze in Gefahr

Der Betriebsratschef fürchtet nun um die Sicherheit der Arbeitsplätze bei VW. Sollte der Bestellrückgang anhalten, werde es relativ schwierig, die Beschäftigung auf dem derzeitigen Niveau zu halten. "Wir werden uns die Bestellungen der nächsten Tage, Wochen und Monate ansehen, bevor wir sagen können, wie es bei der Beschäftigung weitergeht."

Volkswagen hatte Anfang November zugegeben, bei der Typ-Zulassung zahlreicher Modelle zu niedrige CO2-Werte angegeben und damit falsche Versprechen über den Sprit-Verbrauch gemacht zu haben. Davon sind nach Angaben des Wolfsburger Konzerns rund 800.000 Fahrzeuge betroffen, auch mehrere Benziner sind darunter. Bis dahin war der Abgasskandal auf die Manipulation von Stickoxidwerten bei Dieselautos beschränkt.

Erste Folgen zu spüren

Der Wolfsburger Konzern hatte im Oktober erstmals die Folgen der Affäre um geschönte Abgaswerte bei Dieselautos zu spüren bekommen. Grund für den Rückgang der Auslieferungen um 3,5 Prozent waren vor allem Einbußen der Marke VW, bei der sich der Verkaufsstopp für manipulierte Dieselautos in einigen Ländern Westeuropas auswirkte. In Deutschland legten die Auslieferungen dagegen leicht zu.

Osterloh sagte, die Manipulation von Stickoxiden sei eher ein Problem in den USA, während falsche CO2-Werte die Nachfrage in Europa belasteten. Der Skandal um geschönte Diesel-Emissionswerte bei Vierzylinder-Motoren mit zwei Litern Hubraum war im September durch die US-Umweltbehörde EPA öffentlich gemacht worden. Vor kurzem wurde zudem bekannt, dass in den USA von Audi entwickelte Sechszylinder-Motoren mit drei Litern Hubraub mit einer illegalen Software ausgerüstet sind. Volkswagen drohen dort wegen Verstößen gegen Umweltgesetze milliardenschwere Strafen. Zudem werden hohe Schadensersatzforderungen erwartet. Womöglich muss VW auch seine Aktionäre für erlittene Kursverluste entschädigen.

Bonus wackelt

Die rund 120.000 Mitarbeiter im Haustarifvertrag von Volkswagen müssen als Folge des Abgas-Skandals wohl auf die sonst übliche Bonuszahlung für das laufende Jahr verzichten. "Zehn Prozent von null ist null", sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh am Freitag in Wolfsburg.

Normalerweise werden im Frühjahr zehn Prozent des operativen Gewinns der Pkw-Kernmarke auf die Haustarif-Beschäftigten aufgeteilt. Er erwarte aber im Gegenzug vom Vorstand, dass auch dessen Mitglieder bei ihren Bonuszahlungen deutlich zurückstecken, sagte Osterloh. Das Management habe eine "moralische Verpflichtung" gegenüber den Beschäftigten.

In einem dpa-Interview hatte Osterloh Mitte November noch in Aussicht gestellt, dass zumindest eine verminderte Bonuszahlung trotz der Abgas-Affäre möglich sein könnte: "Wir kriegen da schon was hin. Aber ich kann heute schon sagen, dass der Bonus nicht auf dem Niveau des Vorjahres liegen kann. Darüber sind wir uns doch alle im Klaren." Der neue VW-Markenchef Herbert Diess schränkte bereits damals ein: "Das Unternehmen wird weniger verdienen, und die finanzielle Anspannung steigt beträchtlich. Da muss man natürlich reagieren."

Für das Jahr 2014 hatte Volkswagen im vergangenen März rückwirkend je 5.900 Euro Prämie an seine Haustarif-Mitarbeiter ausgeschüttet.