Die vor dem Konkurs stehende Handelskette Zielpunkt hat beim AMS-Frühwarnsystem 2.700 Beschäftigte vorsorglich zur Kündigung angemeldet. Das wurde der APA am Freitagnachmittag bestätigt. Nach dem Wochenende, am Montag, wird die Firma beim Handelsgericht Wien Insolvenz anmelden.

Die Kündigungen seien noch am Mittwoch angemeldet worden, hieß es. Also unmittelbar nachdem die insolvenzrechtliche Zahlungsunfähigkeit eingetreten und festgestellt worden sei. Gestern, Donnerstag, wurde die Anmeldung mit Nachreichung von Details und nötigen Unterschriften der Belegschaftsvertretung ergänzt. Kündigungen vollziehen wird dann bereits der Masseverwalter. Mittwochabend ist die Belieferung des Unternehmens mit Waren - mit Ausnahme von Frischware gegen Vorauskasse - schon zum Erliegen gekommen.

Abverkauf ab nächster Woche

Zielpunkt hat da die Lieferanten von der bevorstehenden Insolvenz informiert. Ein Bestellstopp wurde damit ziemlich gleichzeitig wirksam mit Liefersperren durch große Konzerne - etwa Getränkelieferanten. Die Lieferungen sind auch nicht mehr versichert. Was jetzt in Filialen nachgeschlichtet wird, stammt im wesentlichen aus dem Zentrallager. Ab nächster Woche ist Abverkauf.

Wäre die Welt bei Zielpunkt noch in Ordnung, hätten die Mitarbeiter am Montag ihre Löhne und Gehälter auf den Konten haben müssen. Das bleibt nun aus, die Novembergehälter, Weihnachtsgeld und Dezemberlöhne müssen schon vom Insolvenzfonds bezahlt werden. Das dauert aber.

Die Banken haben zugesagt, den Betroffenen für diese Zeit kostenlose Kontoüberziehungen (jeweils bis zur Höhe eines Monatsgehalts) zu gestatten. Wie bei plötzlich Arbeitslosen üblich, sind auch Kreditrückzahlungsstundungen bis maximal drei oder sechs Monate möglich, dazu gibt es meist Einzelvereinbarungen. Einzelne Banken haben auch hier eine Schwerpunktaktion für Opfer der Zielpunkt-Pleite angekündigt.

Gutscheine sind wertlos

Gutscheine von Zielpunkt wären rein theoretisch noch gültig, praktisch sind sie aber bereits wertlos. "Rechtlich betrachtet verlieren die Gutscheine erst ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens ihre Gültigkeit", sagte VKI-Chefjurist Peter Kolba am Freitag zur APA.

Zielpunkt hatte am Mittwoch angekündigt, voraussichtlich am 1. Dezember Insolvenz anzumelden und akzeptiert seitdem keine Gutscheine mehr. Die Annahme von Gutscheinen sei mit Eintritt der Zahlungsunfähigkeit ausgesetzt worden. "Das war der Mittwoch", so die Pressesprecherin der Zielpunkt-Mutter Pfeiffer, Martina Macho.

Klage bringt nichts

Laut Kolba könnten Gutschein-Besitzer zwar auf Einlösung der Gutschrift klagen. Dies wäre aber sinnlos, weil das Gericht am Ende wohl nur feststellen würde, dass in der Zwischenzeit die Insolvenzeröffnung erfolgt ist. Kolba: "Die Kurzfassung lautet, Zielpunkt-Gutscheine sind nichts mehr wert."

Das österreichische Insolvenzrecht sieht vor, dass keine Gläubiger bevorzugt werden dürfen, das gilt auch für Gutschein-Besitzer. Theoretisch könnten sie ihre Forderungen im Rahmen des Konkursverfahrens zurückfordern, dazu müssten sie aber mehr als 20 Euro Anmeldegebühr bezahlen. VKI und Arbeiterkammer halten es für unwahrscheinlich, dass sich das für Konsumenten auszahlt. Wie viele Gutscheine von Zielpunkt im Umlauf sind, ist vorerst unbekannt.

Großes Immobiliengeschäft

Die Pfeiffer Handelsgruppe, Mutter der insolventen Supermarktkette Zielpunkt, hat am Dienstag einen bisher unbeachteten Immobilienkauf bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angemeldet. Zeitgleich mit der Anmeldung des Verkaufs des Großhandelsbetrieb C+C Pfeiffer an Transgourmet, eine Tochter des Schweizer Handelskonzerns Coop, reichte Pfeiffer den Immobiliendeal bei der Kartellbehörde ein.

Es handle sich dabei um die "Optimierung des Immobilienportfolios", sagte Pfeiffer-Sprecherin Martina Macho am Freitag zur APA. Mit der Zielpunkt-Pleite und dem Transgourmet-Deal hänge das geplante Immobiliengeschäft nicht zusammen, beteuerte die Unternehmenssprecherin. Die beiden Anmeldungen bei der BWB erfolgten einen Tag vor der Ankündigung, die Tochter Zielpunkt in die Insolvenz zu schicken.

Über die Details des Immobilienkaufes wollte Macho keine Auskunft geben. Es sei Stillschweigen über sämtliche Vertragsinhalte vereinbart worden. Somit sind sowohl die betreffenden Immobilienobjekte als auch das Volumen der Deals unbekannt.