Wenn heute der „Tag des Kaffees“ gefeiert wird, tut Österreich das in einer statistischen Spitzenposition.
2,9 Tassen trinken die Menschen im Schnitt hierzulande täglich, 8,3 Kilogramm Kaffee verbraucht jeder Österreicher pro Jahr. Damit liegt man weit über dem europäischen Durchschnitt von 4,9 Kilogramm. Mehr Kaffee konsumieren überhaupt nur die Finnen und die Norweger. Wobei aus heimischer Sicht viel numerische Luft nach oben ist.

In durchschnittlich fünf „Kaffepaussi“ nehmen die Finnin und der Finne nämlich täglich einen Liter des koffeinhaltigen Muntermachers zu sich. Wie auch immer: Auch in Österreich legt der Konsum stark zu. Der Großteil der Haushalte besitzt heute mehr als nur eine Kaffeemaschine, der Elektrohandel jubelt über einen wahren Verkaufsboom. Die Tatsache, dass Kaffee immer mehr zum Gourmet- und Lifestyle-Produkt wird, bietet zudem umsatzträchtiges Potenzial für Industrie, Handel und Gastronomie. Für Luxus greift man gerne tiefer in die Tasche. Auch deswegen betreibt die Kaffeekapselfirma Nespresso mittlerweile österreichweit 14 eigene Boutiquen, darunter seit April ein Joint-Venture mit dem Caterer Do&Co: Die beiden Unternehmen betreiben in der Wiener Mariahilfer Straße einen Shop mit integriertem Café.

Kapselmaschinen überholen Filter

In puncto verkaufte Kapsel-Stückzahlen liegt österreichweit übrigens Tchibo in Front, wenngleich Nespresso beim Umsatz ob der höheren Preise an erster Stelle liegt.

Der Hang zur genauen Portionierung scheint unaufhaltbar. Bei der Zubereitung verdrängten Kapselmaschinen im Vorjahr mit einem Anteil von 38,6 Prozent erstmals Filterkaffeemaschinen auf den zweiten Platz (38 Prozent), wie Kaffeeverband-Präsident Harald Mayer weiß. Auf Platz drei mit 32 Prozent Marktanteil finden sich Vollautomaten.
Noch stärker am wachsenden österreichischen Kaffee-Kuchen will indes auch der Triestiner Edelkaffeeröster Illy (Österreich-Umsatz 2014: 8,6 Millionen Euro) mit seinem Shop-Konzept „Illypoint“ mitnaschen. Nach Salzburg eröffnet heute ein solches Geschäft in Wien, wo auch Schulungen für Gastronomen und Privatkunden stattfinden sollen. Man suche verstärkt die „räumliche Nähe zum Kunden“, sagt Illy-Österreich-Geschäftsführer Frederic Ermacora.

Kaffeerost und Monokultur

Während der Verkauf prosperiert, kämpfen die Produzenten mit zunehmend unwirtlicheren Bedingungen. Österreichs Fairtrade-Chef Hartwig Kirner kennt das andere, weniger glamouröse Gesicht des Kaffee-Geschäfts sehr genau. Wo im Moment die Schwierigkeiten für die Bauern liegen? Kirner: „Vor allem in Lateinamerika macht den Produzenten der Kaffeerost, eine hartnäckige Pilz-Krankheit, zu schaffen.“
Sorgenfalten bereiten Kirner auch zunehmende Kaffee-Monokulturen in Ländern wie Vietnam, Indonesien oder China. Nicht zuletzt ließ eine starke Abwertung des brasilianischen Real – ein Drittel des weltweit produzierten Kaffees kam 2014 aus Brasilien – die globalen Preise purzeln. Fairtrade tritt dem heute höchst volatilen und verstärkt spekulationsgetriebenen Markt mit einem garantierten Mindestpreis für Kleinbauern entgegen und bietet Prämien für Kooperativen an. Ein Gedanke, der auch in Österreich zunehmend Zulauf findet: Die Absatzrate von „fairem“ Kaffee legte zuletzt um 25 Prozent zu.
Insgesamt und quer über alle Sorten hinweg wurden 2014 1,6 Millionen 60-Kilo-Säcke Kaffee nach Österreich importiert. 75 Prozent davon, nämlich 1,2 Millionen Säcke (72.000 Tonnen), wurden auch tatsächlich in Österreich konsumiert, die Differenz wieder exportiert. Mehr als 40 verschiedene Kaffee-Varianten sind hierzulande bekannt – vom Einspänner über den Franziskaner bis zum Maria-Theresia-Kaffee. Am beliebtesten sind freilich die Klassiker: Wiener Melange, der kleine Braune, Espresso, Cappuccino und Caffé Latte.