Vor zwei Jahren hat Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl mit seinem "abgesandelt"-Sager beim Forum Alpbach die Wogen hochgehen lassen. Am heutigen Eröffnungstag der diesjährigen Wirtschaftsgespräche fand er wieder kritische Worte angesichts hoher Arbeitslosigkeit und geringem Wirtschaftswachstum: "Diese beschauliche Bierruhe geht mir auf die Nerven", so der oberste Kämmerer.

Auch wenn es Warnungen von vielen Seiten gebe, tue sich nichts, kritisierte Leitl. "Das kratzt uns scheinbar alles nicht." Das ließ Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske nicht auf sich sitzen: "Es kratzt uns jeden Tag als Sozialpartner und wir versuchen, Lösungen vorzuschlagen." Er verwies unter anderem auf hunderte Kollektivvertrags-Verhandlungen, die im Sinne der Arbeitnehmer ausverhandelt würden.

"Benya-Formel überdenken"

Im Zusammenhang mit den KV-Verhandlungen forderte Leitl ein Wegkommen vom Verteilungs- hin zu einem Standortdenken. Die "Benya-Formel" als Basis der Gehaltsverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer müsse überdacht werden, so Leitl. Bei dieser Formel sollen die jährlichen Lohnerhöhungen sowohl die Inflationsrate abgelten als auch den halben Produktivitätsgewinn an die Arbeitnehmer weitergeben.

AK-Chef Kaske sieht Bildung als einen der wichtigsten Schlüssel für Wachstum. Dass vorerst kein zweites verpflichtendes Gratis-Kindergartenjahr kommt, hält er für den falschen Weg. "Nicht jeder hat reiche Eltern", meinte Kaske. Frühkindliche Bildung sei wichtig.