Die europäischen Börsen sowie die Börsen in den USA wurden von den Schockwellen aus China erfasst. Der ATX in Wien rutschte 108,49 Punkte oder 4,68 Prozent auf 2.207,69 Einheiten ab. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York -2,37 Prozent, DAX/Frankfurt -4,63 Prozent, FTSE/London -4,41 Prozent und CAC-40/Paris -5,43 Prozent. Der Dow Jones in New York schloss 3,58 Prozent im Minus.

Verluste etwas eingegrenzt

Nach sehr schwachem Beginn verschärfte eine tiefrote Wall Street-Eröffnung am Nachmittag die Talfahrt an den europäischen Börsen deutlich. Zuvor hatten vor allem die Sorgen um die chinesische Wirtschaft sowie die jüngsten Turbulenzen an den asiatischen Finanzmärkten für Abgabedruck gesorgt. Am späteren Nachmittag konnten die Abschläge aber wieder etwas eingrenzt werden.

Vor allem die Angst vor einem Konjunktureinbruch in der zweitgrößten Volkswirtschaft in China drückte auf die Kurse. An der Börse von Shanghai gab es massive Kursverluste zu verzeichnen, obwohl Chinas Regierung am Wochenende angekündigt hatte, den Pensionsfonds des Landes zu erlauben, in Aktienmärkten zu investieren. Den Anlegern reichte das aber offensichtlich nicht, da viele auf eine Lockerung der Geldpolitik durch die Zentralbank gehofft hatten, hieß es von Marktbeobachtern.

Um 1000 Punkte nach unten

Der Dow Jones Industrial Index gab um satte 588,47 Punkte oder 3,58 Prozent auf 15.871,28 Einheiten ab, nachdem er kurz nach Handelsstart um beachtliche mehr als 1000 Punkte bzw. mehr als sechs Prozent eingebrochen war. Ausgelöst wurde die Talfahrt mit den erneuten Kurseinbrüchen in China verbunden mit Konjunktursorgen bei der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde.

"Wir haben heute richtig Panik gesehen," beschrieb ein Händler den Kursabsturz zum Börsenstart. Ein Marktteilnehmer sprach auch von einer beachtlichen Volatilität an der Wall Street zum Wochenauftakt. Schon am Freitag hatte der US-Leitindex mit dem größten Wochenverlust seit fast vier Jahren geschlossen. Gründe dafür waren ebenfalls Sorgen um die chinesische Wirtschaft und deren Einfluss auf die weltweite Konjunktur gewesen. Das Wirtschaftswachstum in den USA und in der Eurozone reiche nicht aus, um eine Verlangsamung der weltweiten Konjunkturdynamik abzuwenden, warnte ein Anlageexperte.

Euro deutlich stärker

Für Belastung an den europäischen Börsen sorgte zudem ein deutlich festerer Euro-Kurs, der europäische Waren im Ausland verteuert. Hier begründeten Marktteilnehmer die aktuelle Dollar-Schwäche mit Spekulationen am Markt über eine spätere Zinswende in den USA

Die Abschläge in Wien erfolgten auf sehr breiter Front und fielen zum Teil heftig aus. Zu den größten Verlierern im prime market zählten Do & Co mit einem Kursrutsch um 10,26 Prozent auf 75,29 Euro. Valneva rasselten 9,06 Prozent nach unten auf 3,31 Euro und Porr mussten ein Minus von 8,94 Prozent auf 22,31 Euro verdauen. Lenzing brachen um 7,48 Prozent auf 55,16 Euro ein.

OMV und Voestalpine geben deutlich nach

Aktien aus dem Rohstoff-Bereich fanden sich europaweit auf der Verkaufslisten der Anleger - auch die Preise für Rohöl und einige Industriemetalle gerieten zu Wochenbeginn gehörig unter Druck. In Wien büßten Aktien der voestalpine 7,78 Prozent auf 30,92 Euro ein. OMV schlossen 6,97 Prozent tiefer bei 21,16 Euro.

Unter den Finanzwerten zeigten sich Raiffeisen mit minus 6,81 Prozent auf 11,57 Euro deutlich schwächer. Erste Group erging es mit minus 4,81 Prozent auf 24,75 Euro nicht viel besser. Vienna Insurance Group notierten 4,65 Prozent tiefer bei 27,61 Euro.

Staatliche Eingriffe fruchten nicht

Die Talfahrt in China setzte sich beschleunigt fort, obwohl die Regierung am Wochenende angekündigt hatte, den chinesischen Pensionsfonds zu erlauben, in den Aktienmärkten zu investieren. Den Anlegern reichte das aber offensichtlich nicht, da viele auf eine weitergehende Verringerung der Mindestanforderungen für die Kapitalreserven der Banken durch die Zentralbank hoffen.

Chinas Zentralbank erwägt nach einem Bericht des "Wall Street Journals", den Mindestreservesatz für Banken zu senken, um die Konjunktur zu stützen. Der Schritt soll aber nicht sofort erfolgen, sondern erst zum Monatsende oder zu Septemberbeginn. Dabei würde der Mindestreservesatz um einen halben Punkt gesenkt werden, was 678 Milliarden Yuan (94,16 Mrd. Euro) für Kredite freisetzen würde.

Die Leitbörsen in Ostasien und Australien haben am Montag zuvor einen deutlichen Kursrutsch hingelegt. Weiter zeichnet sich kein Ende der Kursturbulenzen an Chinas Börsen ab. Der Shanghai Composite fiel zu Wochenbeginn um 297,84 Punkte auf 3.209,91 Punkte, prozentuell ein Rückgang von 8,49 Prozent. Der Hang Seng Index in Hongkong verlor 1.158,05 Zähler oder 5,17 Prozent auf 21.251,57 Einheiten.

Talfahrt von Hedgefonds befeuert

Je weniger Geld die Institute beiseitelegen müssen, desto mehr können sie theoretisch an Unternehmen und Haushalte verleihen. Die Maßnahme sei auch eine Reaktion auf die von der Zentralbank selbst herbeigeführte Schwächung der heimischen Währung, schrieb das Blatt. Der fallende Kurs des Renminbi (Yuan) könnte zu einem verstärkten Abfluss ausländischen Kapitals führen, hieß es.

Manche Experten in Tokio halten den Ausverkauf vom Montag jedoch auch für eine Überreaktion. Zwar seien die jüngsten Quartalsbilanzen japanischer Unternehmen nicht schlecht gewesen, aber angesichts des globalen Kursrutsches an den Börsen seien die Anleger nicht in der Lage gewesen, nur an japanischen Aktien festzuhalten, sagte Yoshihiko Tabei von Naito Securities der Agentur Jiji Press. Die Talfahrt wurde anscheinend noch von Hedgefonds befeuert.