Anfang Mai - 40 Jahre nach der Gründung - schlitterte das bekannte österreichische Fertighausunternehmen Hanlo mit 75 Mitarbeitern in die Insolvenz. Der Wiener Investor Matthias Calice stieg als Investor ein und rettete damit den Betrieb sowie 60 Arbeitsplätze. Monika Knaus, die bereits von 2002 bis 2011 neben Unternehmensgründer Hanno Loidl in der Geschäftsführung tätig war, ist seit Ende Mai die neue Geschäftsführerin von Hanlo und gab der Kleinen Zeitung ein Interview über den Neustart des Unternehmens.

Sie kennen die Fertighausbranche seit 20 Jahren und stehen jetzt an der Spitze von Hanlo neu. Vorweg: Wie geht es Ihnen als Frau in dieser Position in einer männerdominierten Branche?
MONIKA KNAUS: Ich mag die Herausforderung. Es steht für mich nicht im Vordergrund, ob ich eine Frau bin oder nicht, sondern ob ich etwas machen will und kann. Ich war immer in der Baubranche bzw. in verwandten Branchen.


Nach Insolvenz und Neuübernahme: Wie läuft es im Unternehmen Hanlo?
KNAUS: Stimmung und Dynamik im Unternehmen sind sehr positiv. Anfang Mai hat Hanlo Insolvenz angemeldet, aus der Insolvenz hat Investor Matthias Calice Vermögensgegenstände übernommen, und zwar die Marke Hanlo bzw. die Musterhäuser. Gleichzeitig haben wir 60 Mitarbeitern das Angebot gemacht, in der neuen Hanlo GmbH weiterzuarbeiten, die haben wir übernommen. Calice hat das Unternehmen zu 100 Prozent mit Eigenmitteln ausgestattet, es gibt keine Bankverbindlichkeiten. Wir haben den Betrieb nicht einen Tag unterbrochen.


Wie geht es mit den laufenden Bauprojekten weiter?
KNAUS: Den Kunden, die Verträge mit der insolventen Firma hatten und Anzahlungen geleistet haben, wurde alles voll angerechnet und das Angebot gemacht, den Bau wie geplant abzuwickeln. Bei jenen Kundenverfahren, wo der Bau bereits begonnen war, stellen wir das zu denselben Konditionen fertig.


Für die Kunden hat sich nichts verschlechtert?
KNAUS: Sie sind zumindest gleichgestellt gewesen – so als ob es die Insolvenz nicht gegeben hätte. Eigentlich sogar besser durch die bessere Finanzierung von Hanlo neu. In der Abwicklung sind jetzt 165 Bauvorhaben, das sind jene, die die insolvente Firma begonnen hat.


Wie war die Stimmung unter den Kunden?
KNAUS: Ich habe mit fast allen Kunden ein persönliches Gespräch geführt, weil es in so einer Situation wichtig ist, Vertrauen zu schaffen. Die Kunden waren sehr erleichtert, dass alles fortgeführt wird und ihre Bauvorhaben fertiggestellt werden.


Wird Hanlo sich auf dem Markt neu positionieren?
KNAUS: Zuerst ist es uns wichtig, die Bauvorhaben unserer Kunden zu deren Zufriedenheit fertigzustellen. Parallel arbeiten wir an der langfristigen Strategie.
Nichts, was Sie den Kunden von morgen sagen wollen?
KNAUS: Wir werden uns Themen annehmen, die unsere Kunden beim Hausbau bewegen. Man investiert nicht in ein Unternehmen, wo es keine strategische Ausrichtung gibt, aber es wäre zu früh, darüber zu sprechen. Jetzt ist die Stabilisierung angesagt.


Wie soll die Stabilisierung des Unternehmens gelingen?
KNAUS: Da sind wir schon mittendrin. Die Bauvorhaben werden gestartet, namhafte Lieferanten und die Industrie haben uns ausnahmslos von Anfang an mitbetreut. Abläufe werden effizient gestaltet. 2015 planen wir einen Umsatz von elf Millionen Euro, die Zielsetzung für 2016 sind 170 Häuser bzw. ein Umsatz von 25 Millionen Euro.


Sieht Herr Calice sich als langfristigen Investor?
KNAUS: Die Planung ist langfristig ausgelegt. Auch seine Strategie hat einen langfristigen Zeithorizont. Uns liegt daran, die Marke Hanlo wieder dorthin zu bringen, wofür sie einmal gestanden ist. Mehr als 10.000 Häuser wurden in Österreich von Hanlo geliefert.


Hanlo war nicht das erste Unternehmen mit Schwierigkeiten. Gibt es zu viele Anbieter auf dem Markt?
KNAUS: Die allgemeine wirtschaftliche Situation könnte besser sein. Andererseits spricht für die Branche, dass Immobilien bleibende Werte sind und sich viele Menschen eigene vier Wände wünschen. Ich schätze die Branchenentwicklung als positiv ein. Dennoch erwarte ich eine Neuverteilung auf dem Markt, was die Marktteilnehmer betrifft. Eine Bereinigung hat es schon gegeben. Der Kuchen wird anders verteilt werden.


Wie viel davon will Hanlo?
KNAUS: Wir sind die Nummer zwei auf dem österreichischen Markt. Ein Steigerungspotenzial sehe ich schon, da die Menschen immer weniger Zeit haben, sich persönlich um das Hausbauen zu kümmern. Der Trend geht schon seit vielen Jahren zur schlüsselfertigen Ausstattung.


Bleibt die Produktion von Hanlo in Deutschland?
KNAUS: Es gibt unterschiedliche Szenarien. Es gibt Gespräche, dass sie in Deutschland bleibt, aber es gibt auch Gespräche mit österreichischen Produzenten. Das ist noch nicht abgeschlossen.