Der alte Flughafen Berlin-Schönefeld soll auch nach dem Start des Berliner-Hauptstadtflughafens noch mehrere Jahre am Netz bleiben. Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft beschloss am Freitag ein Sofortprogramm, mit dem der marode Airport auf zusätzliche Flüge vorbereitet werden soll.

Wenn der neue Flughafen wie geplant im zweiten Halbjahr 2017 eröffnet werde, müsse der alte in Schönefeld noch mehr Passagiere aufnehmen als jetzt schon, sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. "Wir müssen ihn fit machen, um noch ein paar Jahre am Netz zu bleiben."

33 Millionen Passagiere

Die Flughafengesellschaft erwartet für 2017 rund 33 Millionen Passagiere. Der neue Hauptstadtflughafen ist aber nur auf 27 Millionen ausgerichtet - schon jetzt haben die Berliner Flughäfen zusammen fast eine Million mehr. Ohne "Schönefeld-Alt" könne die steigende Zahl von Passagieren nicht abgewickelt werden, sagte Berlins Regierungschef Michael Müller (SPD), der am Freitag einstimmig zum neuen Chef im BER-Aufsichtsrat gewählt wurde.

Müller tritt damit auch beim neuen Hauptstadtflughafen die Nachfolge von Klaus Wowereit (SPD) an, der den Aufsichtsrat bis zu seinem Rücktritt als Regierungschef im Dezember geführt hatte. Er sei überzeugt, dass Politik aktiv Verantwortung übernehmen müsse, erklärte Müller: "Meine klare Priorität ist, den BER so schnell wie möglich ans Netz zu bringen."

Politiker als Chefkontrollor

Zuvor war Kritik daran laut geworden, dass wieder ein Spitzenpolitiker Chefkontrolleur des Hauptstadtflughafens wird. Der brandenburgische Landesrechnungshof wies darauf hin, dass Regierungschefs für solche Zusatzposten eigentlich keine Zeit hätten.

Das jahrelange Debakel um geplatzte Eröffnungstermine und Planungsfehler war zum großen Teil auch den Politikern im Aufsichtsrat angelastet worden. Müller hatte zunächst gezögert, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen.

Auf der Baustelle werden Mühlenfeld zufolge nicht alle Zeitpläne eingehalten. "Wir sind fast dort, wo wir zu diesem Zeitpunkt sein müssten, wenn das Terminal Ende März fertig sein muss", sagte er. Kritisch bleibe der Brandschutz, wo derzeit etwa die Hälfte der Mängel beseitigt sei.

Rote Zahlen

Exakt im Plan dagegen sei die Sanierung der nördlichen Start- und Landebahn, die derzeit trotz Schäden nach einem Gewitter zu einem Fünftel fertig sei. Rund 150 Bauarbeiter befestigten gerade Seitenstreifen, frästen die obere Asphaltschicht ab und bauten neuen Asphalt ein. Am 24. Oktober solle die Nordbahn wieder in Betrieb genommen werden.

Die langwierigen Arbeiten am Hauptstadtflughafen brockten der Betreibergesellschaft auch im vergangenen Jahr wieder rote Zahlen ein. Trotz steigenden Passagieraufkommens stand unter dem Strich ein Minus von 171 Millionen Euro - nach 181,7 Millionen Euro im Vorjahr. Mit dem Betrieb der alten Flughäfen Tegel und Schönefeld erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 289 Millionen Euro.