Der wegen Steueroptimierungen kritisierte Internethändler Amazon hat in Europa seine Steuerpraxis geändert. Seit dem 1. Mai würden in Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien erzielte Gewinne auch dort versteuert, teilte der US-Konzern mit.

Amazon Europa habe bereits vor mehr als zwei Jahren damit begonnen, nationale Ableger in EU-Staaten aufzubauen, erklärte der in Seattle ansässige Internethändler. Nachdem dies nun für Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien abgeschlossen sei, solle auch bald ein Ableger in Frankreich gegründet werden.

Bisher Gewinne nur in Luxemburg verbucht

Bisher hatte Amazon seine in Europa erzielten Gewinne in Luxemburg verbucht, wo ein sehr niedriger Steuersatz erhoben wird, und nicht in dem Land, in dem die Verkäufe getätigt wurden. Der US-Konzern vermied damit gewaltige Steuerzahlungen.

Grundsätzlich sind solche Praktiken der Steueroptimierung legal. Die EU-Kommission hat aber Ermittlungen zu solchen Steuer-Deals zwischen Konzernen und Mitgliedstaaten eingeleitet. Im Visier der Brüsseler Behörde ist nicht nur Amazon, sondern auch die US-Kaffeehaus-Kette Starbucks, die ihre europäischen Gewinne in den Niederlanden versteuert, der Technologie-Gigant Apple, dessen Gewinne über Irland laufen, und der italienische Autobauer Fiat, der ebenfalls das als Steueroase geltende Großherzogtum Luxemburg nutzt.

Kampf gegen Steuervermeidung

Zahlreiche Staaten haben der Steuervermeidung großer Konzerne inzwischen den Kampf angesagt. Auf internationaler Ebene gehen unter anderem die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gegen die Steuertricks vor.

Die Debatte um die Steuervorteile für Konzerne in Luxemburg war unter anderem Ende vergangenen Jahres durch die sogenannten Lux-Leaks-Enthüllungen angeheizt worden, bei denen detailliert über hunderte solcher Fälle berichtet wurde. Ein Sonderausschuss des EU-Parlaments untersucht die Vorgänge inzwischen.