Nach dem gewonnenen Machtkampf um die Spitze des VW-Konzerns sieht Vorstandschef Martin Winterkorn sich und das Unternehmen gestärkt. "Dieser Vertrauensbeweis ist Rückenwind auf unserem Weg, Volkswagen zum erfolgreichsten Automobilkonzern der Welt zu machen", sagte Winterkorn der "Bild am Sonntag".

VW-Vorstandschef Martin Winterkorn
VW-Vorstandschef Martin Winterkorn © APA/dpa/Kay Nietfeld

Der VW-Betriebsrat baut fest auf eine Vertragsverlängerung von Konzernchef Winterkorn. "Wir müssen in den nächsten Jahren gemeinsam mit ihm die neuen Strukturen schaffen, um damit die Grundlage dafür zu legen, dass sein Nachfolger genauso erfolgreich sein kann wie er", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh der Branchenzeitung "Automobilwoche".

Mit einer Vertragsverlängerung könne die "beispiellose Erfolgsgeschichte" von Volkswagen fortgesetzt werden, wird Osterloh in dem Vorabbericht zitiert. Winterkorn sei ein "Glücksfall für das Unternehmen". Sein Nachfolger muss nach Worten Osterlohs erst noch aufgebaut werden. "Generell haben wir viele weitere Manager im Konzern, die in Betracht kämen. Aber die müssen sich in den nächsten Jahren erst noch einmal beweisen", sagte der Betriebsratschef. Er hatte in der Vergangenheit gefordert, dass Winterkorn nach Ablauf seines Vertrags Ende 2016 zwei weitere Jahre auf dem Chefsessel bleibt.

Rücken gestärkt

Winterkorn hat im Machtkampf gegen Aufsichtsratschef Ferdinand Piech, der ihm jüngst öffentlich das Vertrauen entzog, eine Demontage vorerst abgewendet. Das Präsidium des Aufsichtsrates stärkte Winterkorn in der abgelaufenen Woche in einer Krisensitzung den Rücken. Demnach soll der Manager an der VW-Spitze bleiben, zugleich wurde ihm eine Verlängerung seines Vertrages in Aussicht gestellt.

Konzernkenner vermuten, dass Piech trotz der Schlappe an seinem Ziel festhalten wird, Winterkorn als seinen Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrates zu verhindern. Der oberste VW-Kontrollor ist bis 2017 gewählt. Als Motiv für Piechs Distanzierung von Winterkorn wird vermutet, dass er einen anderen Nachfolger sucht, der sein Lebenswerk vorantreiben soll.

"Nur ein Etappensieg"

Autoexperte Helmut Becker, der früher Chefvolkswirt von BMW war, hält Winterkorn nun für geschwächt. "Winterkorn hat nicht gewonnen", sondern habe lediglich einen Etappensieg erreicht, sagte Becker dem WDR. Dem Sender zufolge äußerte er auch Zweifel daran, dass der VW-Chef über 2016 hinaus im Amt bleibt. "Das ist ein Knochenjob", sagte Becker, der das Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation in München leitet. "Ein Mensch alleine kann das auf die Dauer nicht durchstehen, ohne Schaden zu nehmen."

Ab der Jahresmitte soll der bisherige BMW-Manager Herbert Diess in den Volkswagen-Konzern wechseln und von Winterkorn die Führung der schwächelnden Hauptmarke VW übernehmen. Laut Osterloh ist die Funktion von Diess vergleichbar mit dem Posten eines Chief Operating Officer (COO), der in US-Unternehmen für das Tagesgeschäft verantwortlich ist. Diess werde dafür zuständig sein, dass die von Winterkorn eingeleiteten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden. "In Brasilien gibt es aktuell viel zu tun, in Russland, Indien, in den USA", sagte Osterloh.