Österreichs Überregulierung wird nach Einschätzung des internationalen Wirtschaftsprüfers Deloitte zu einem immer größeren Risiko für Unternehmen. Rangierte der Standort bei den weltweiten Standortstudien, die der Konzern jährlich macht, bis 2011 immer unter den Top 20, ist Österreich aus dieser ersten Liga nun meistens herausgefallen und im Mittelfeld gelandet.

Für den „Deloitte Radar 2015“ wurden neben einer Reihe von Studien auch Hunderte Gespräche mit Topmanagern ausgewertet. Fazit: Drei von sieben Standortfaktoren haben sich verschlechtert. Deloitte-Österreich-Chef Bernhard Gröhs ortet die größten Schwächen bei den Standortkosten, beim Arbeitsmarkt und dem mangelnden Vertrauen in die politische Reformfähigkeit. Das sei besonders gravierend, und als Zukunftsfaktor nicht zu unterschätzten, sagt Gröhs.

"Hypo-Abwicklung zeigt Entschlossenheit"

Lob zollte er Finanzminister Hansjörg Schelling für die Abwicklung der Hypo. „Die Regierung zeigt hier Entschlossenheit. Die Finanzmärkte werden sich auf die neue Situation schnell einstellen.“ Endlich gebe es wieder einen Dialog zwischen Unternehmern und politischen Entscheidungsträgern. Österreich brauche einen wirtschaftspolitischen Masterplan, so lange es den nicht gebe, könnten erstarkende Privatinitiativen Motor für veränderung sein.

Heftige Kritik an der Förderpolitik übte Deloitte-Partner und Wirtschaftsprofessor Josef Schuch. „Bei Forschung und Technologie darf es die Überlegungen, ob die öffentliche Hand dort Geld hineinpumpt, gar nicht geben.“ In Österreich sei das Problem zudem, dass bei den direkten Förderungen die linke Hand nicht wisse, was die rechte tue.

CLAUDIA HAASE

Berhard Gröhs, Gundi Wentner und Josef Schuch von Deloitte Österreich warnen vor weiterer Verschlechterung des Standortes
Berhard Gröhs, Gundi Wentner und Josef Schuch von Deloitte Österreich warnen vor weiterer Verschlechterung des Standortes © Deloitte