Von wegen Nullzinsen: Bis zu den Gehaltskonten hat sich das noch nicht herumgesprochen. Bei Girokonto-Überziehungen im Ausmaß von zwei, drei Monatsgehältern muss man in Österreich bei Banken bis zu 13,25 Prozent im Jahr zahlen. Die Sollzinsen wurden also nie an das stark gesunkene Niveau der Leitzinsen angepasst, kritisiert die Zeitschrift "Konsument" des Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Noch teurer wird es, wenn auch der vereinbarte Girokonto-Kreditrahmen von meist zwei bis drei Netto-Monatseinkünften überzogen ist: Dann kommt zu den Sollzinsen noch ein weiterer Zuschlag in Höhe von aktuell 3 bis 5 Prozent an Überziehungszinsen hinzu.

Doch schon die Sollzinsen für den vereinbarten Kontorahmen haben es in sich. Bei Sätzen von 13,25 Prozent bei UniCredit Bank Austria und BAWAG PSK, wie sie im Dezember ermittelt wurden, spricht der VKI von einer "schwindelerregenden Höhe". Bei der Bank Austria ist der Sollzins übrigens ebenso saftig wie vor gut elf Jahren (März 2003), bei der BAWAG war er damals mit 12 Prozent auch nur unwesentlich geringer. Dabei seien die Banken noch nie so billig an Geld gekommen, und noch nie sei so viel davon vorhanden gewesen, heißt es.

Gegenüber März 2013 hat die Oberbank ihren Zinssatz mit 7,75 Prozent recht deutlich gesenkt (damals 12,75 Prozent). Bei der BKS lag der Satz nun bei 8,13 Prozent, bei der Raiffeisen-Landesbank NÖ-Wien bei 8,5 Prozent und bei der easybank bei 8,9 Prozent. Ganz weit oben lag bei der Erhebung zudem die Erste Bank mit 12,75 Prozent, auch hier übrigens so viel wie im Jahr 2003. Der 3-Monats-Euribor hat sich in diesen mehr als elf Jahren von 2,5 auf 0,08 Prozent verringert und der EZB-Leitzinssatz von 2,75 auf 0,05 Prozent.

Anadi Bank am günstigsten

Es gibt allerdings auch zwei Ausreiser. Die Volksbank Ried im Innkreis verlangt nur 4,75 Prozent Überzugszinsen. Die Austrian Anadi Bank bietet sogar ein Girokonto mit 4,6 Prozent Sollzinsen an. Allerdings fällt der Vergleich zu 2003 schwer, da es die Austrian Anadi Bank vor zehn Jahren in der jetzigen Form noch nicht gegeben hat.

Der Ratschlag des "Konsument" lautet: Verbraucher sollten die Inanspruchnahme eines Girokonto-Kreditrahmens vermeiden. Selbst Raten-Angebote im Handel könnten unter Umständen noch günstiger sein, da müsse aber auf die Nebenkosten geachtet werden. Größere Anschaffungen sollten verschoben werden, bis das Geld echt angespart sei, das seien dann "echte Nullzinsen". Doch könne man über die Höhe von Sollzinsen in der Bank auch verhandeln, 80 Prozent der Bankberater hätten dazu von ihren Zentralen die Erlaubnis.

Falls ein Konto regelmäßig überzogen wird, sollte die Umwandlung des Kreditrahmens in eine andere Kreditform überlegt werden, empfiehlt der "Konsument" weiters. Das sei in der Regel günstiger. Meiden sollte man aber sogenannte "Sofortkredit"-Angebote, denn scheinbar günstige Zinsofferte würden hier meist durch hohe Gebühren zunichte gemacht.