Fadi sitzt am alten Bösendorfer im leeren Huldigungssaal der Abtei und spielt Chopins Nocturne. Auswendig. Aber ist der Saal tatsächlich leer? Nicht allein die Musik nimmt die Direkte in die Magengrube. Hoffnung, Angst, Melancholie und der Überlebenswille fünf junger Menschen füllen den Raum. Fünf junge Menschen, die das Lachen nicht verlernt haben. Trotz allem. „Musik ist Therapie“, sagt Bshara. Die Augen von Julian, Rodi und Alexandra leuchten, wie es der monströse Luster über ihren Köpfen gar nie könnte.
Die syrischen Christen, alle Musiker, landen im Oktober in der Benediktinerabtei Seckau, leben dort als Asylwerber. Ausgesucht haben sie sich das nicht. Assad hätte die jungen Männer als erste an die Front gejagt, als der Bürgerkrieg losgeht. Als „Kanonenfutter“.