Herr Kaddoura, Sie bezeichnen IBS als „Hidden Champion“, als heimlichen Weltmarktführer – was ist damit gemeint?
MARC KADDOURA: Die IBS Paper Performance Group ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das zwar in der breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt ist, umso mehr jedoch in der Branche weltweit. IBS besitzt eine weltmarkt- und technologieführende Position.

Hundertmal vorbei gefahren, nie hinter die Kulissen geblickt - viele Industriebetriebe kämpfen damit, dass sie in ihrer Heimatregion völlig unbekannt sind. Wie sehen Sie dieses Problem?
KADDOURA: Das Problem rührt daher, dass viele Industriebetriebe nicht ständig in den Medien präsent sind und dies auch nicht sein wollen. Im Gegensatz zu Firmen, die Produkte für den einzelnen Bürger oder Konsumenten anbieten, wie Banken, werben Industriebetriebe nicht so aggressiv in der breiten Öffentlichkeit. Für diese Betriebe ist die jeweilige Branche von großer Bedeutung und daher bezieht sich jede Strategie auf diese Branche. Allerdings sehe ich einen gewissen Bekanntheitsgrad eines Industriebetriebes – wie das bei der IBS der Fall ist – als wichtig, weil dadurch die Attraktivität für top ausgebildete Fachkräfte gegeben ist.

Welche Vorteile hat für Sie der Standort Teufenbach?
KADDOURA: Aus unternehmerischer Sicht sind das die gut ausgebildeten und überdurchschnittlich loyalen Fach- und Führungskräfte. Deren Leidenschaft für die Produkte und Leistungen sowie die geringe Fluktuation sind ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil.

War eine Abwanderung nie Thema?
KADDOURA: Nein. Klaus Bartelmuss ist Eigentümer der Gruppe und sein Vater hat vor 50 Jahren hier in Teufenbach den Betrieb gegründet. Sein ganzes Herz schlägt für die IBS in Teufenbach. Auch, oder gerade weil er viel unterwegs ist lebt er mit seiner Familie sehr gerne in Teufenbach und als größter Arbeitgeber in der Region ist er sich seiner Verantwortung den Mitarbeitern und ihren Familien gegenüber voll bewusst. Obwohl woanders eine günstigere Produktion möglich wäre, ist es uns aufgrund einer permanenten Steigerung der Produktivität und Wirtschaftlichkeit gelungen, Teufenbach als Standort attraktiv zu halten.

Wo kann man Produkte oder Patente von IBS im Alltag finden?
KADDOURA: Wir alle halten täglich Produkte, die mit Hilfe unseren Technologielösungen für die Papier- und Zellstoffindustrie hergestellt werden, in den Händen, zum Beispiel Papier, Kartons, Taschentücher, Küchenrollen und so weiter.

Wie viele Menschen finden bei IBS Arbeit, wie viele Lehrlinge eine Lehrstelle?
KADDOURA: Alleine im Murtal beschäftigen wir an den Standorten Teufenbach und Knittelfeld 340 Mitarbeiter und bilden im Schnitt 20 Lehrlinge zu Fachkräften aus.

Welchen Stellenwert nimmt der Umweltschutz ein?
KADDOURA: Einen sehr hohen Stellenwert. Nach 2013 erhielten wir auch für 2014 die „Ökoprofit Auszeichnung für Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften“ für den Hauptstandort Teufenbach. Die Menschen im Bezirk Murau haben ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Somit lassen sich entsprechende Maßnahmen in Teufenbach leichter umsetzen als an anderen Standorten.
Als Beispiel nenne ich unsere Filteranlage für das Prozesswasser. Das beste am Markt verfügbare System war uns nicht gut genug, so haben wir dieses schlichtweg selbst weiter optimiert und unseren Ansprüchen entsprechend umgebaut. Die Mehrkosten für ein reines Abwasser sind für uns kein Thema.

Sie sind an 14 Standorten weltweit vertreten - wo arbeitet es sich am besten?
KADDOURA: Eine unserer Stärken ist die Auswahl unserer Mitarbeiter und deren Einsatz am richtigen Ort. Wir haben in all unseren Standorten auch Österreicher vor Ort und jeder wird Ihnen sagen: „Das ist das Land, in dem es sich am besten arbeitet“.
Ich lebe und arbeite sehr gerne im Murtal, liebe aber die kulturelle Vielfalt aufgrund der Internationalität.

Ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Monaten?
KADDOURA: Wirtschaftliche und politische Krisen prägen unsere Zeit, gesamtwirtschaftlich gesehen und laut Meinung verschiedener Experten wird das Jahr 2015 kein einfaches werden. Zwei wesentliche Faktoren lassen uns aber trotzdem zuversichtlich in das neue Jahr gehen – unsere globale Produktions-, Vertriebs- und Servicestrukturen einerseits und der technologische Vorsprung andererseits. Wir werden die im Absatz schwächelnden Regionen durch die Konzentration auf die Wachstumsmärkte kompensieren.

Was wünschen Sie sich für die Region – sozusagen als „wirtschaftlicher Weihnachtswunsch“?
KADDOURA: Natürlich wünsche ich jeder Firma in unserer Region einen wirtschaftlichen Erfolg, damit ergibt sich eine hohe Beschäftigungsrate, damit einhergehend eine hohe Kaufkraft und einen gewissen Wohlstand für die Bürger.