Christbaumverkaufsstellen finden sich heutzutage vor nahezu jedem Baumarkt oder vor jedem Einkaufszentrum. Seit Jahrzehnten werden sie aber schon in den Höfen von Bauern oder von Forstbetrieben verkauft. Eine dieser Verkaufsstellen ist die im Schloss Graschnitz in St. Marein im Mürztal. Wie lange es den Christbaumverkauf dort schon gibt, kann der Besitzer, Graf Christian Plettenberg, selber nicht genau sagen. „Sicher seit mehr als 50 Jahren“, glaubt er sich zu erinnern. Zu einem Forstbetrieb habe der saisonale Christbaumverkauf einfach dazugehört, erzählt er. Schon aus ganz pragmatischen Gründen: Zu Christbäumen wurden jene Bäume, die beim Auslichten des Waldes ausgeschnitten wurden, Fichten waren das für gewöhnlich.
Da hat sich in jeder Weise Grundlegendes geändert, Fichte ist out, Nordmanntanne oder Blaufichte ist gefragt. In erster Linie muss ein Baum aber schön gewachsen sein. Damit er das wird, ist vorher viel Pflege nötig. Der Boden muss vorbereitet werden, nach dem Setzen gedüngt, ein paar Mal im Jahr muss ausgemäht werden, sonst nehmen Farne oder hohe Gräser zu viel Sonnenlicht weg und Wuchsfehler müssen rechtzeitig erkannt und korrigiert werden. Hilfreich ist zurzeit nur die schneearme Vorweihnachtszeit zum Schneiden, sonst ist man gegenüber den riesigen, flachen und mit Maschinen zu bearbeitenden Plantagen im Norden im Nachteil.
Ab 8. Dezember öffneten die meisten Verkaufsstellen, auch die im Schloss Graschnitz, die seit Jahren Ruprecht Roßmann betreut. „Ganz so einfach, wie es für die Kunden ausschaut, ist diese Arbeit aber nicht“, meint der pensionierte Böhler-Arbeiter. Schon die Netzmaschine alleine zu bedienen sei gar nicht so einfach, die Bäume sind am Abend wegzuräumen und in der Früh wieder herzuräumen. Und wenn Kunden den Preis drücken wollen, muss man ihnen das diplomatisch ausreden. Allerdings lobt Roßmann seine Kunden: „Zu uns kommen in erster Linie zufriedene Stammkunden, die wissen es zu schätzen, dass sie frische Bäume aus unseren Wäldern bekommen“, erzählt er und betont, dass er diese Arbeit ausgesprochen gerne macht, weil er nach dem Tod seiner Frau froh ist, auf andere Gedanken zu kommen.
500 Bäume werden in Graschnitz durchschnittlich verkauft, etwa 2000 stehen zum Beispiel vor den Baumärkten. In erster Linie Nordmanntanne und Blaufichte, aber auch noch die eine oder andere ganz normale Fichte.“